Ausgaben des "Badischen Merkur" (7. Juli 1849) und des "Mannheimer Verkündiger" (28. Oktober 1850).


Badischer Merkur - Mannheimer Verkündiger

(Juli 1849 - Dezember 1850)

Nach der erzwungenen Einstellung der "Mannheimer Abendzeitung" brachte der Drucker Hähner am 7. Juli 1849 den "Badischen Merkur" heraus. Das neue Blatt gab sich loyal und jammerte gar über die Opfer, welche der anhaltende Widerstand der badisch-pfälzischen Revolutionsarmee in der eingeschlossenen Festung Rastatt noch kostete. Der gewitzte Leser konnte hieraus immerhin die Information entnehmen, daß die Reste von Mieroslawskis Armee noch aushielten (Rastatt kapitulierte am 23. Juli).

Im September 1849 wurde der Redakteur des Badischen Merkur "wegen Aufnahme einer die hiesige Staatsanwaltschaft beleidigenden und zugleich bedrohenden Stelle" mit 14 Tagen Gefängnis und Entzug der Redaktion bestraft (nachträglich auf zwei Tage Gefängnis herabgesetzt). Die "Deutsche Zeitung" bemerkte hierzu, dies sei innerhalb weniger Wochen schon der zweite Redakteur des "Badischen Merkur", den der preußische Kommandant abgesetzt habe.

Ein Artikel über "Badische Zustände seit der Restauration" in Kolatscheks "Deutscher Monatsschrift" von 1850 berichtet, Hähner habe versucht, in seinem "Badischen Merkur" einen liberalen Ton anzuschlagen:

Sofort wurde er auf alle Weise von dem preußischen Kommandanten schikaniert: Fast jedes Blatt wurde konfisziert, so daß Hähner endlich, um dem Aufzug ein Ende zu machen, sich erbot, sein Blatt von der preußischen Kommandantur zensieren zu lassen. Die Zensur wurde nun in bester Form wieder eingeführt mit allen vormärzlichen Lieblichkeiten. Der Kommandant verlangte von Hähner, daß er auch die Privatanzeigen ihm zur Zensur vorlege. Hähner zeigte dies einmal in seinem Blatte an, mit der einfachen Bemerkung, daß diejenigen Einwohner, welche gesonnen seien, Anzeigen in das Blatt einrücken zu lassen, die Gefälligkeit haben möchten, dieselben jeden Tag vor 1O Uhr ihm zuzuschicken, damit sie der preußischen Kommandantur vorgelegt werden könnten. Dafür und weil Hähner das von der Zensur gestrichene Wort 'Kaiseraffe' als Bezeichnung Louis Napoleons dennoch hatte abdrucken lassen, wurde er vom preußischen Kommandanten zu drei Wochen geschärftem Gefängnis verurteilt. Das geschärfte Gefängnis bedeutete Hungerkost und beständige Dunkelheit.

Die letzte erhaltene Nummer des "Badischen Merkur" datiert vom 22. Juni 1850. Kurz darauf begann Hähner mit der Herausgabe des "Mannheimer Verkündiger für Stadt und Umgebung", der unter seiner Verantwortlichkeit täglich außer sonntags erschien. Der Verkündiger war zunächst ein reines Anzeigenblatt. Ab 31. Oktober wurden auch unterhaltende Beiträge gebracht und ab 3. November "außerordentliche Begebenheiten kurz und ohne Parteilichkeit" mitgeteilt. Am 16. Dezember erschien die letzte Nummer. Sie enthielt ein Abschiedsgedicht mit der Ankündigung, daß sich nur der Name des Blattes ändern werde. Ob tatsächlich eine Fortsetzung erschien, muß dahingestellt bleiben.