PresseBLICK-Rezensionen | Natur- und Geisteswissenschaften |
"Und wenn die Welt voll Teufel wär", dichtete einst Martin Luther. Die modernen Teufel heißen Krieg, ökologische Verwüstung und wirtschaftliche Not. Zusammen mit einigen anderen ergeben sie jene Risikogesellschaft, aus der die Autoren des vorliegenden Buches einen Ausweg finden möchten.
"Die Bombe" ist in den Augen des schweizerischen Publizisten Dätwyler ein Ergebnis unseres instrumentalen Verhältnisses zur Natur, des Patriarchats, der Vergottung der Technik und der "Liquidierung des Heiligen". Nur ein fundamentales Umdenken könne die Apokalypse verhindern. Unsere Denkmodelle müßten sich ändern, neue "Paradigmen" müßten her: Weg von der "Profanisierung der Natur", hin zur "Renaissance des organischen Weltbildes".
"Die Macht" ist das Thema des sozialdemokratischen Politikers Erhard Eppler. Er warnt vor der Illusion, daß es eine Gesellschaft ohne Machtverhältnisse und Machtausübung geben könne. Zugleich entwirft er aber tröstliche Visionen von der "Ohnmacht der Mächtigen" und der "originären Macht", wie sie etwa Bürgerinitiativen oder der Friedensbewegung zur Verfügung stehe. Aus eigener Erfahrung weiß er, daß die scheinbar Mächtigen selber nur Zwängen gehorchen, während sie zu lenken vermeinen, und daß eine Gesellschaft ihre Innovationsfähigkeit verliert, wenn Macht nicht durch Gegenmacht in Schach gehalten wird.
"Die Schildkröte" schließlich entstammt dem Reich der Jungschen Archetypen, in dem sich die Psychotherapeutin Ingrid Riedel zuhause fühlt. Wenn das Reptil jemandem im Traum erscheint, erkennt sie darin ein Symbol der bedrohten Schöpfung. Ähnliches gelte für Seekuh, Wal oder Delphin. Aus ihrer therapeutischen Praxis weiß sie sogar von einer Patientin zu berichten, der Jesus im Traum als Delphin erschienen sei. - Um solche "Überlebenszeichen aus dem Unbewußten" richtig würdigen zu können, muß man allerdings wohl schon zu den überzeugten Anhängern von C. G. Jung gehören...
Das Buch verdeutlicht, wie Protestanten sich auf den Zeitgeist einzulassen versuchen, ohne sich gleich von ihm fortziehen zu lassen. Am überzeugendsten dürften noch die Beiträge von Erhard Eppler und Philippe Dätwyler sein. Insgesamt werden hier aber weniger intellektuelle Ansprüche als Bedürfnisse nach zeitgemäßer Erbauung und konfessionell geprägter Lebenshilfe befriedigt.
(PB 2/92/*leu)