PresseBLICK-Rezensionen | Elektrotechnik |
Es ist gar nicht so einfach, die drei Becquerels auseinanderzuhalten, die allesamt bedeutende Physiker waren und außerdem in einem besonderen familiären Verhältnis zueinander standen. Am unproblematischsten ist noch Antoine Henri Becquerel (1852-1908), der für die Entdeckung der radioaktiven Strahlung 1903 den Nobelpreis erhielt und dessen Namen - als Maßeinheit für Radioaktivität - spätestens seit Tschernobyl in aller Munde ist. Schwieriger ist es, dessen Vater Alex-ander Edmond Becquerel (1820-1891) vom Großvater Antoine César Becquerel (1788-1878) zu unterscheiden. Hier irrt der Verfasser des erstgenannten Buches offensichtlich, wenn er im "Großvater" des Entdeckers der radioaktiven Strahlung den Entdecker des photoelektrischen Effektes sieht. Es war tatsächlich der Vater. Und es stimmt auch nicht ganz, wie hier die Entdekkung beschrieben wird: "Beim Experimentieren beobachtete Becquerel, daß zwei Metallplatten, in verdünnte Säure getaucht, mehr Energie erzeugten, wenn diese dem Sonnenlicht ausgesetzt waren." Tatsächlich war es so, daß Becquerel die eine Elektrode dem Licht aussetzte, die andere aber nicht.
Solche historischen Ungenauigkeiten schmälern jedoch den praktischen Gebrauchswert des Buches von Bernhard Krieg nicht. Es wendet sich vor allem an solche Leser, die ganz pragmatisch an der Nutzung der Photovoltaik interessiert sind. Der Autor zeigt sich bestens mit den Details der photovoltaischen Praxis vertraut. Zum Beispiel findet man hier eine ausführliche Beschreibung der verschiedenen Arten von Solarzellen aus polykristallinem, monokristallinem und amorphen Silizium, ihrer jeweiligen Herstellungsprozedur und ihres unterschiedlichen Leistungsvermögens. Ebenso detailliert werden Schaltungsvarianten, Speichermöglichkeiten, Laderegler und Wechselrichter beschrieben. Den Schluß des Buches bilden Einsatzbeispiele, Ausblicke auf mögliche Verbesserungen und Vorschriften für die Netzeinspeisung.
Auf der rückwärtigen Umschlagseite wird das Buch allen empfohlen, die "Solartechnik" fertig kaufen oder selber bauen wollen. Dieser Empfehlung läßt sich durchaus Folge leisten - sieht man mal davon ab, daß hier das Wort Solartechnik für reine Photovoltaik verwendet wird, was schon im Titel des Buches falsche Erwartungen wecken könnte. Außerdem sollte der Leser kein völliger Laie sein, sondern ein gewisses elektrotechnisches Grundwissen mitbringen.
Ähnliches gilt für das zweite Buch "Wärme und Strom aus Sonnenenergie" von Helmut Weik und Helmut Engelhorn. Auch hier handelt es sich um eine nützliche Hilfe für Praktiker, die nach Art der Darstellung etwa die Mitte hält zwischen einem ausgesprochenen Fachbuch und einer populärwissenschaftlichen Einführung. Ein besonderer Vorzug dieses Buches besteht darin, daß es tatsächlich das gesamte Gebiet der Solartechnik behandelt, wobei der Schwerpunkt etwas mehr auf der thermischen Nutzung der Sonnenenergie als auf der Photovoltaik liegt. Das Buch entstand als Firmenbroschüre der einschlägig engagierten Solar Energie-Technik GmbH, Industriestr. 1-3, 6822 Altlußheim, von der es auch zum Preis von 38 DM zuzüglich Nachnahme bezogen werden kann. Für die vorliegende Neuausgabe wurde jedoch der ursprüngliche firmenspezifische Touch getilgt und stärker auf die allgemeine Praxis der Solartechnik eingegangen.
Was die historische Rückblende betrifft, so haben sich auch bei diesem Buch die Verfasser vergaloppiert: Sie schreiben nämlich, daß A. E. Becquerel den photoelektrischen Effekt 1839 (richtig) beim Experimentieren mit Selen (falsch) entdeckt habe. - Offenbar eine Verwechslung mit dem Engländer W. Smith, der 1873 bemerkte, daß Selen bei Belichtungsänderungen seinen elektrischen Widerstand verändert.
(PB 4/92/*leu)