PresseBLICK-Rezensionen | "Elektrosmog" |
Stochern im NebelPaul BrodeurReport ElektrosmogAugsburg: Augustus Verlag 1990, 266 S. |
Ein häufig strapaziertes Illustrierten-Thema ist der sogenannte "Elektrosmog", d.h. die angebliche Gesundheitsgefährdung, die von Hochspannungsleitungen, aber auch von ganz normalen 230-Volt-Leitungen und elektrischen Geräten aller Art ausgehen soll. Obwohl es keine wissenschaftlich begründeten Anhaltspunkte für eine solche Gefährdung gibt, scheint das Thema "Elektrosmog" inzwischen den älteren Ängsten vor "Erdstrahlen" oder "Wasseradern" den Rang abgelaufen zu haben.
"Currents of Death", also "Ströme des Todes", lautet der reißerische Originaltitel des vorliegenden Buches. Der Autor macht keinen Hehl daraus, daß er die Magnetfelder der niederfrequenten Wechselströme für eine bislang verkannte Büchse der Pandora hält. Ja, er suggeriert sogar, daß diese für das gehäufte Auftreten von Leukämie verantwortlich sein könnten. Was die Beweise dafür angeht, hält er sich allerdings bedeckt: Im wesentlichen beschränkt er sich darauf, die diesbezügliche Debatte zu rekapitulieren, wie sie ab den siebziger Jahren in den USA entstand und bis zu gerichtlichen Auseinandersetzungen führte. Wer sich über die Entstehung der "Elektrosmog"-Diskussion in den USA informieren möchte, wird das Buch deshalb durchaus mit Gewinn lesen können - trotz der eindeutigen Tendenz und einer oft zu breit ausgewalzten Darstellung, die um so ausführlicher bei Details verweilt, je mehr sie im großen und ganzen eben doch nur im Nebel des "Elektro-smogs" herumstochert.
(PB August 1991/*leu)