DB Research in Deutsche Bank AG (Hg.)

Energiewirtschaft im Umbruch

39 S., DM 40.-, Deutsche Bank Research, Große Gallusstr. 10-14, 60311 Frankfurt am Main, Fax 069 / 31877

Wer mehr an den möglichen Auswirkungen der Liberalisierung als an einer Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes der deutschen Energiewirtschaft interessiert ist, wird in dieser Broschüre einige Prognosen finden. Außerdem informiert die Schrift über die wesentlichen Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen durch die Liberalisierung der leitungsgebundenen Energiewirtschaft auf europäischer Ebene und durch die deutsche Energierechtesnovelle. Herausgeber ist die Abteilung "Marketing und Vetrieb Öffentlicher Sektor" des größten deutschen Bankinstituts. Zielgruppe der Bemühungen sind in erster Linie die kommunalen Versorger, denen sich die Deutsche Bank als kompetenter Ansprechpartner empfehlen möchte.

Im wesentlichen findet man in dieser Broschüre folgende Prognosen:

• Der Energiesektor wandelt sich vom Verkäufer- zum Käufermarkt. Der Primärenergieverbrauch in Deutschland stagniert bis zum Jahre 2020. Erdgas kann seinen Anteil am Energie-Mix noch steigern. Der Stromverbrauch nimmt nur noch um weniger als ein Prozent jährlich zu.
• Im neuen Wettbewerb kommt dem Preis als Wettbewerbsparameter die Schlüsselrolle zu. Bei Elektrizität besteht in Deutschland mittelfristig ein Preissenkungsspielraum von mindestens 20 bis 30 Prozent. Im Falle von Preiskämpfen sind zeitweise erheblich stärkere Rückgänge zu erwarten. Bei Erdgas ist das Preissenkungspotential mit etwa 10 Prozent geringer.
• Am stärksten sinken die Energiepreise für mittlere Unternehmen. Etwas später - und wahrscheinlich in geringerem Umfang - werden auch kleine Gewerbekunden und Haushalte begünstigt. Im Bereich Erdgas ist ein Abbau der zum Teil bis zu 40 Prozent betragenden Preisunterschiede bei der Belieferung von Haushaltskunden wünschenswert und möglich.
• Durch ausländische Exporteure und Newcomer wie Independent Power Producers erhöht sich per Saldo die Konkurrenz auf der Angebotsseite zwischen den etablierten Produzenten. Die vertikale und horizontale Konzentration, auch über Ländergrenzen hinweg, nimmt erheblich zu.

Zum Schluß seiner Ausführungen bemerkt der Verfasser Josef Auer noch, daß die beiden EU-Richtlinien für Strom und Gas und die deutsche Energierechtsnovelle keineswegs als Endpunkte der Liberalisierung auf den leitungsgebundenen Energiemärkten zu verstehen seien. Es sei durchaus mit weiteren Liberalisierungsschritten zu rechnen, falls der tatsächliche Wettbewerb hinter den Erwartungen zurückbleiben sollte. Zum Beispiel müsse man die Auswirkungen der in Deutschland vereinbarten, entfernungsabhängigen Durchleitungsregelung für Strom kritisch beobachten. Noch könne man nicht sagen, welches Netzzugangsmodell den Wettbewerb am stärksten beflügeln werde. Wichtig sei aber vor allem, "daß der Liberalisierungstrend in Deutschland und Europa unumkehrbar ist und letztlich zur Standortstärkung der beteiligten Länder beiträgt".

Rechnet man den Preis von 40 DM plus Mehrwertsteuer und Versandkosten auf die Seitenzahl um, kostet die Broschüre mehr als doppelt soviel wie die oben besprochene Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität Köln. Hier wie dort handelt es sich aber um keine Druckerzeugnisse, die am Markt reüssieren sollen. Wer sich an das Marketing der Deutschen Bank wendet, bekommt die Broschüre garantiert gratis.

Die Aufmerksamkeit, die seitens der führenden deutschen Bank den Veränderungen auf dem Energiemarkt geschenkt wird, kann als sicheres Zeichen dafür gelten, daß es hier nicht nur um "peanuts" geht ...

(PB Juli 1998/*leu)