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Blick von Sanssouci zum Ruinenberg,
auf dem das Wasserreservoir für die Fontänen angelegt
wurde.
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Die Große Fontäne vor Schloß
Sanssouci hat zu Lebzeiten des "Alten Fritz" nie
funktioniert.
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Das Wasserreservoir für die Fontänen
wurde vom Hofarchitekten mit künstlichen antiken
Ruinen verschönt.
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Nichts als Ärger mit den Fontänen
Wie Friedrich der Große im Kampf mit dem miserablen
Wirkungsgrad der Wasserhebetechnik unterlag
Seit der Vereinigung der beiden deutschen
Staaten kann auch das einzigartige Ensemble der Schlösser und
Gärten von Potsdam wieder ohne Schwierigkeiten besichtigt
werden. Ein besonderer Anziehungspunkt ist das Schloß
Sanssouci, das sich Friedrich der Große als Sommersitz erbauen
ließ. Millionen Menschen standen schon davor - den Blick über
die Terrassen auf die Große Fontäne gerichtet und in Gedanken
wohl beim "Alten Fritz", wie er dieses Schauspiel des
hochschießenden Wasserstrahls genossen haben mag.
Der Preußenkönig kam aber nie in den Genuß
dieses Schauspiels, obwohl er viel Geld für den Bau der
Fontänen-Anlagen ausgegeben hat. Trotz jahrzehntelanger
Bemühungen gelang es nicht, den Wasserstrahl in die Höhe
steigen zu lassen. Es gab weder die Energie noch die Technik
dafür.
Wie alles funktionieren könnte, hatte 1682 der
französische Sonnenkönig vorgemacht: Für die Summe von 14
Millionen Livre ließ Ludwig XIV. ein Wasserhebewerk bei Marly
an der Seine errichten, um das Wasser stufenweise auf eine
Höhe von 161 Metern zu befördern und so die Fontänen des
Schloßparks von Versailles zu betreiben. Das Wasserhebewerk
bestand aus 14 großen Wasserrädern, die 221 Pumpen betrieben.
Mit dem Bau waren 1 800 Arbeiter und Techniker fünf Jahre lang
beschäftigt. Sie verbrauchten das Holz etlicher Wälder, 17 500
Tonnen Eisen, 900 Tonnen Blei und 850 Tonnen Kupfer.
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Riesenaufwand für einen zwergenhaften
Wirkungsgrad: Das Wasserhebewerk für die Fontänen
von Versailles, das Ludwig XIV. bei Marly an der
Seine errichten ließ, leistete nicht mehr als etwa
80 Pferdestärken.
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Trotz dieses gigantischen finanziellen und
technischen Aufwandes war aber der Wirkungsgrad überaus
kläglich: Die Anlage hatte nur eine Leistung von etwa 80
Pferdestärken - etwa soviel, wie heute unter der Haube eines
Wagens der unteren Mittelklasse stecken.
Friedrich der Große tat sich mit seiner Fontäne
noch schwerer als der Sonnenkönig: In der Nähe des Schlosses
gab es zwar einen Hügel, auf dem das Wasserreservoir errichtet
werden konnte, aber es fehlte an der notwendigen Wasserkraft.
Die gemütlich strömende Havel gab zu wenig her, um damit eine
Anlage wie in Marly an der Seine zu betreiben.
Ab 1748 bemühten sich verschiedene Techniker,
Ingenieure und auch Scharlatane, die von dem König gewünschte
Fontäne in Gang zu setzen. Auf einer Anhöhe hinter dem Schloß
Sanssouci wurde ein großes Wasserbecken angelegt, das der
Hofarchitekt Knobelsdorff mit künstlichen antiken Ruinen
verzierte. Von diesem "Ruinenberg", wie er seitdem genannt
wird, sollte das Wasser in den Park hinunterfließen und die
Fontäne speisen. Das Hinaufpumpen des Wassers sollte eine
Windmühle besorgen.
Zuerst einmal platzten die Leitungen, die man
preußisch-sparsam aus Faßdauben und durchbohrten Baumstämmen
hergestellt hatte. Der König geriet in Zorn und ließ den
zuständigen Hofbaurat strafversetzen. Der eigentliche Leiter
des Projektes, ein aus Holland geholter "Fontänenmacher",
wurde vor Kummer krank und starb.
Beim nächsten Versuch nahm man Röhren aus Blei
und Eisen. Diesmal funktionierten aber die Pumpen und die
Windmühle nicht richtig. Man beschloß deshalb, die Errichtung
einer zweiten Windmühle in Angriff zu nehmen, um die Pumpkraft
zu erhöhen.
Inzwischen hatten Regen und Schnee das
Wasserbecken auf dem Ruinenberg einigermaßen gefüllt. Dadurch
ergab sich die Möglichkeit, den ungeduldigen König mit einer
angeblichen Probevorführung zu erfreuen, obwohl die Technik
noch gar nicht klappte: Am Karfreitag 1754 stieg aus der
Fontäne vor dem Schloß Sanssouci tatsächlich ein Wasserstrahl
empor - aber nur solange, bis der Vorrat an Regenwasser
erschöpft war. Der König durchschaute den Trick und reagierte
ungnädig. Nach der Rückkehr ins Schloß verfaßte er ein
Epigramm für Voltaire: Über die Macht der Könige, welche wie
Neptun mit dem Dreizack die Wogen des Krieges ebnen, aber
nicht dem Wasserstrahl gebieten können, bergan zu steigen...
Nun kam ein Abenteurer zum Zuge, der angeblich
über ein besonderes "Geheimnis" verfügte: Er wollte das Wasser
von der Windmühle aus erst einmal abwärts laufen zu lassen. Es
sollte gewissermaßen einen Anlauf nehmen, um anschließend mit
vermehrten Schwung den Ruinenberg hinaufzustürmen. Eine
herzerfrischend geniale Idee! Sie verdeutlicht, daß sogar ein
Aufklärer wie Friedrich der Große mit den Gesetzen der
Mechanik noch nicht richtig vertraut war. Vorsichtshalber
legte der König die Pläne einem hochrangigen Fachmann vor, der
zaghaft Einspruch anmeldete. Der kühne Konstrukteur verfaßte
daraufhin eine Druckschrift, die den Zweifler der gröbsten
Ignoranz beschuldigte. So schaffte er es tatsächlich, daß ihm
der König freie Hand ließ: In zwei Jahren, von 1754 bis 1756,
verplemperte er 12 000 Taler. Dann begann der Siebenjährige
Krieg und der König hatte andere Sorgen. Den
großsprecherischen Fontänenmacher ließ man ohne Geld und
Aufsicht. Um sich durch die Not der Zeit zu schlagen,
verscherbelte er das Metall der Rohrleitungen, bevor er 1759
starb.
Später wurde die Vollendung des
Fontänen-Projekts noch zweimal in Erwägung gezogen - 1763 und
1780 - , aber beide Male wegen der hohen Kosten und der
Ungewißheit der Technik verworfen. Summa summarum mußte der
Alte Fritz 400 000 Taler in den Wind schreiben, die er für die
Fontänen-Anlagen ausgegeben hatte.
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Einer Alhambra der Technik gleicht das 1841
errichtete Maschinenhaus für die Anlagen von
Sanssouci.
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Erst der preußische König Friedrich Wilhelm IV.
nahm das Werk erneut in Angriff: 1841 gab er den Auftrag, das
Wasser mit Hilfe der neuartigen Dampfmaschinentechnik den
Ruinenberg hochzupumpen. Der Berliner Dampfmaschinenbauer
August Borsig lieferte eine Maschine, die mit 80 Pferdestärken
genausoviel leistete wie das gigantische Wasserhebewerk des
Sonnenkönigs bei Marly an der Seine. Der Hofarchitekt Persius
entwarf ein Maschinenhaus im maurisch-arabischen
Phantasiestil, in dem die Technik wirkte, als habe man sie in
die Alhambra hineingestellt. Das prachtvolle Gebäude kann
heute noch im fast ursprünglichen Zustand besichtigt werden.
Dank der Dampfmaschine und besserer Pumpen
klappte diesmal alles bestens. - "Was damals die Unwissenheit
unmöglich machte, gelang leicht und sicher der Intelligenz
unserer Jahrhunderts" jubelte ein Chronist anläßlich der
Vollendung des Werkes.