Januar 1999

990114

ENERGIE-CHRONIK


Rußland will gegen Devisen radioaktive Abfälle "entsorgen"

Die Umweltorganisation Greenpeace enthüllte am 21.1. ein bislang geheimgehaltenes Protokoll, wonach Rußland die Wiederaufarbeitung von Brennstäben und die Entsorgung radioaktiver Abfälle aus dem Ausland übernehmen will, um auf diese Weise Devisen zu verdienen und seine chronischen Finanznöte zu lindern. Es handelt sich um eine "Absichtserklärung" zwischen dem Atomministerium und Managern der Schweizer Nuklearwirtschaft vom 17. September vergangenen Jahres, derzufolge die Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg (EGL) daran interessiert ist, ihre verbrauchten Brennelemente in Rußland wiederaufarbeiten zu lassen. Die "angenehmste Lösung" sei dabei, wenn die Brennelemente erst gar nicht zurückgeschickt, sondern in Rußland verbleiben würden. Die russische Gesetzgebung läßt letzteres bisher nicht zu. Die Vertreter des Atomministeriums signalisieren in dem Papier jedoch, daß eine entsprechende Änderung der Rechtslage nur eine Frage des Preises wäre (SZ, 21.1.; Welt, 12.1., taz, 28.1.).

Die Süddeutsche Zeitung (21.1.) konstatierte: "Für Geld, so scheint es, sind die Russen bereit, ihr nuklear ohnehin schwer belastetes Land in eine internationale Atommüllhalde zu verwandeln."