November 1997 |
971106 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Siemens-Konzern übernimmt von der amerikanischen Westinghouse Electric Corporation das Geschäft mit fossil befeuerten Kraftwerken. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen wurde am 14.11. bekanntgegeben. Sie bedarf noch der Genehmigung durch die Kartellbehörden. Als Kaufpreis wurden1,525 Milliarden Dollar vereinbart (SZ, 15.11.; FAZ, 15.11; Handelsblatt, 14.11.).
Bereits zu Jahresbeginn waren Gerüchte um eine solche Übernahme aufgetaucht (siehe 970108). Die Westinghouse-Abteilung "Power Generation" mit Sitz in Orlando (Florida) hatte 1996 einen Umsatz von rund 3,7 Milliarden Mark, während der Siemens-Bereich Energieerzeugung (KWU) im Geschäft mit fossil befeuerten Kraftwerken rund 5,4 Milliarden Mark umsetzte. Erst vor kurzem gab der Siemens-Konzern bekannt, daß er sein gesamtes Kernenergiegeschäft mit British Nuclear Fuels (BNFL) zusammenlegen will (siehe 971002). Durch die Übernahme der Westinghouse-Sparte könnte es Siemens gelingen, die schwedisch-schweizerische ABB vom zweiten Platz im weltweiten Kraftwerksgeschäft zu verdrängen. Marktführer ist der US-Konzern General Electric.
Die Zeit (21.11.) bemerkte dazu: "Daß
sich selbst ein Konzern wie Westinghouse aus dem Kraftwerkssektor
zurückzieht, hat nicht zuletzt mit den veränderten Marktbedingungen
zu tun. Die Konzerne werden von den Auftraggebern, den staatlichen
und privaten Energieversorgern, nämlich immer öfter
dazu genötigt, neue Kraftwerke komplett vorzufinanzieren
und auch selbst zu betreiben. Geld fließt erst dann zurück,
wenn mit den Kraftwerken Strom produziert und zu vorab vereinbarten
Preisen abgenommen wird. Diese in den USA erfundene und jetzt
besonders in Ländern wie China, Indien oder Indonesien gepflegte
Methode erfordert von den Kraftwerksbauern einen langen finanziellen
Atem."