August 1996

960803

ENERGIE-CHRONIK


Fernsehmagazin berichtet über angeblichen Pfusch beim Bau des Reaktors Krümmel

Wie das ARD-Fernsehmagazin Monitor am 29.8. behauptete, ist 1978 beim Einbau des Reaktordruckbehälters im Kernkraftwerk Krümmel möglicherweise "grob gepfuscht" worden: Die Stahlteile des Druckbehälters seien nach langem Transport von Italien nach Hamburg verformt auf der Baustelle in Krümmel eingetroffen, worauf man versucht habe, diese Verformungen gewaltsam mit Hydraulikpressen zu korrigieren. Da sich das Material immer wieder in seine alte Form zurückbewegt habe, sei es beim Schweißen zu massiven Problemen gekommen.

Der Siemens-Bereich Energieerzeugung erklärte dazu, daß von einer unzulässigen "Verformung" keine Rede sein könne. Vielmehr habe es bei den Teilen des Reaktordruckbehälters einen "lokal begrenzten, technisch unvermeidlichen und zulässigen Kantenversatz im Millimeterbereich" gegeben. Die Teile seien deshalb vor dem Verschweißen tatsächlich mit Hydraulikpressen gegeneinander gerichtet worden, was "ein hervorragendes und über jeden Zweifel erhabenes Verfahren" sei. Die Qualität der Schweißnähte und des ganzen Reaktordruckbehälters habe dadurch nicht gelitten. Die "Monitor"-Redaktion sei von Siemens über diesen Sachverhalt ausführlich in Kenntnis gesetzt worden und müsse sich deshalb den Vorwurf machen lassen, "unjournalistisch und wider besseres Wissen zu handeln".

Die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) bewerteten die Darstellung des Fernsehmagazins als einen "weiteren Versuch, die Bevölkerung zu verunsichern, um damit politischen Druck auf die zuständigen Behörden im Sinne eines ausstiegsorientierten Gesetzesvollzugs auszuüben".

Das KKW Krümmel wurde am 30.8. routinemäßig vom Netz genommen, um 140 der 840 Brennstäbe auszutauschen. Die Arbeiten sollen vier bis fünf Wochen dauern. Der Kieler Energieminister Claus Möller (SPD) kündigte bei dieser Gelegenheit eine "zusätzliche eingehende Untersuchung des Reaktordruckbehälters" an (FR, 31.8.).