September 1995 |
950918 |
ENERGIE-CHRONIK |
Das Thema "Elektrosmog" beschäftigt die Medien weiterhin. So veröffentlichte die Programmzeitschrift Hör Zu (35/95) ein Interview mit dem "Baubiologen" Wolfgang Maes, das den Eindruck erweckte, als ob die Felder der Stromversorgung Krebs und Selbstmorde auslösen könnten und das Spazierengehen unter einer Hochspannungsleitung mit einem Gesundheitsrisiko verbunden sei. Die Zeitschrift natur (10/95) berichtete über "Ein Krankenhaus für die Opfer des Elektrosmogs", das der schwedische Arzt Bengt Arnetz demnächst in Stockholm eröffne. Arnetz pflege die Hälfte seiner "Elektrosmog"-Patienten mit Hilfe von Akupunktur zu behandeln. Bei der anderen Hälfte bewirkten psychotherapeutische Methoden eine deutliche Besserung.
Im Rahmen einer Titelgeschichte über den "Öko-Wahn" der Deutschen mokierte sich Der Spiegel (25.9.) auch über die verbreiteten Ängste vor "Elektrosmog" durch elektrische Leitungen und Geräte: "Am esoterischsten wird das ökologische Schreckensszenario, wenn die Rede auf elektromagnetische Wellen kommt, die aus dem Heizkissen, dem Toaster und der Hi-Fi-Anlage entweichen oder, schlimmer noch, von Fernsehtürmen und Hochspannungsleitungen über das Land wabern und dabei selbst Betonwände durchdringen. Kaum ein Leiden, daß nicht dem Elektrosmog angelastet wird: Die unsichtbare Strahlung soll ihre Opfer mit Nervosität, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen peinigen, soll grauen Star, Allergie, Bluthochdruck und sogar Leukämie hervorrufen. ... Umweltministerin Angela Merkel will das aufgebrachte Volk durch Einführung von Grenzwerten für elektromagnetische Strahlung beruhigen. Viel Wirbel um ein Hirngespinst."