März 1995 |
950305 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die deutsche Industrie will ihren
Ausstoß an Kohlendioxid freiwillig senken. Dies sieht eine
Selbstverpflichtung vor, die der Bundesverband der Deutschen Industrie
(BDI) und die Bundesregierung am 10.3. der Presse vorstellten.
Wörtlich heißt es darin: "Auf freiwilliger Basis
ist die deutsche Wirtschaft bereit, besondere Anstrengungen zu
unternehmen, ihre spezifischen CO2-Emissionen beziehungsweise
den spezifischen Energieverbrauch bis zum Jahr 2005 (Basis 1987)
um bis zu 20 Prozent zu verringern."
Kanzleramtschef Friedrich Bohl (CDU), Wirtschaftsminister Günter
Rexrodt (FDP) und Umweltministerin Angela Merkel (CDU) würdigten
die Selbstverpflichtung als einmalig und beispielhaft. BDI-Präsident
Olaf Henkel äußerte die Erwartung, daß als Gegenleistung
auf gesetzliche Maßnahmen zum Klimaschutz wie eine nationale
CO2- oder Energiesteuer verzichtet werde.
Zu den Unterzeichnern der Selbstverpflichtung gehören 16
weitere Verbände, darunter Stromwirtschaft, Gas- und Wasserwirtschaft,
kommunale Unternehmen, Stahl- und Metallindustrie, Papierfabriken,
chemische Industrie und Bergbau (Börsen-Zeitung, 11.3.; FR.
11.3., Handelsblatt, 13.3.;).
Die CO2-Minderung soll nach Branchen unterschiedlich ausfallen.
So soll sie im Bereich der Gas- und Wasserwirtschaft in den alten
Bundesländern bis zu 25 Prozent betragen, in den neuen Ländern
bis zu 50 Prozent. Die Stromwirtschaft will bis zum Jahr 2015
- den Weiterbetrieb der vorhandenen Kernkraftwerke vorausgesetzt
- durch effizientere Kraftwerke, Energiesparen und mehr erneuerbare
Energien bis zu 25 Prozent weniger CO2 ausstoßen. Die chemische
Industrie verweist darauf, daß sie bereits seit 1990 ihre
CO2-Emissionen um mehr als 25 Prozent verringert habe (DPA 10.3.).
Die Ökologischen Briefe (22.3.) bemerkten dazu: "Nicht
übersehen werden darf, daß die Reduktion der spezifischen
Emissionen (der Emissionen pro Produktionseinheit) versprochen
wurde. Bei wachsender Produktion können die absoluten Emissionen
sogar steigen. Lediglich die Elektrizitätswirtschaft, die
Stahlindustrie, die Chemieindustrie und die Kalkindustrie sagten
auch eine absolute CO2-Minderung zu."