Juli 1993

930714

ENERGIE-CHRONIK


Privatisierung der ostdeutschen Braunkohle

Die Privatisierung der Mitteldeutschen Braunkohlenwerke AG (Mibrag) scheint kurz vor dem Abschluß zu stehen. Den Zuschlag dürfte das angloamerikanische Konsortium - NRG Energy, Powergen und die neu hinzugekommene auch im Bergbau tätige US-Baufirma Morison Knudsen erhalten. Diese Bewerber wollen neben den beiden zukunfts- trächtigen Tagebauen auch zur Mibrag gehörende Industriekraftwerke, Staub- und Brikettfabriken übernehmen. Genannt wird eine Übernahmesumme von rund 2 Mrd. DM. Das Konsortium will nicht nur in der Braunkohleproduktion, sondern auch in der Verstromung tätig sein. Die Veba Kraftwerke Ruhr haben ihm einen 40%-Anteil an dem 900-MW-Kraftwerk, das sie in Schkopau errichten, eingeräumt.

Nicht ganz so weit fortgeschritten scheinen die Privatisierungsbemühungen für die wesentlich größere Lausitzer Braunkohle AG zu sein, um deren Übernahme sich die Rheinbraun bemüht. Noch ausstehende langfristige Abnahmeverträge und divergierende Preisvorstellungen erfordern weitere Verhandlungen.

In beiden Unternehmen dürften auch im Falle der Privatisierung weitere drastische Personalreduzierungen unvermeidbar sein. Beide würden zudem wohl nicht die Unternehmen als ganze erwerben. Ein unrentabler Rest verbliebe somit in der Verantwortung der Treuhand (Die Welt, 26.6.; Handelsblatt, 28.6.; Lausitzer Rundschau, 2.7.; VDI, 16.7.; Die Welt, 19.7.).

Laubag ist wettbewerbsfähig

Nach einem im Auftrag der Treuhand vom Institut für Bergbaukunde der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen erstellten Gutachten ist die Laubag unter bestimmten Rahmenbedingungen auch langfristig wettbewerbsfähig und in der Lage, 70 000 bis 90 000 Arbeitsplätze zu sichern. Bis zum Jahre 2038 könnten 3,4 Mrd. Tonnen Braunkohle abgebaut werden, wenn die entsprechenden Genehmigungen erteilt und wenn diese Mengen durch einen Kraftwerks- park mit 7 200 MW Leistung verstromt werden könnten. Das Gutachten widerspricht entschieden einer dänischen Studie der University of Aalborg, die aus ökologischen und wirtschaftlichen Erwägungen eine weitere Braunkohlenutzung in den neuen Bundesländern in Frage gestellt hatte und gerade für Ostdeutschland die "historisch einmalige Chance" für eine Umstellung der Energiewirtschaft genutzt wissen wollte. Als Alternative zur Braunkohle wurden Energieeinsparung, Kraft-Wärme-Kopplung auf Gasbasis und erneuerbare Energien empfohlen (ADN, 8.7., 12.7., 13.7. u. 19.7.; DPA, 19.7. u. 20.7.; BZ, 23.7.; Neue Zeit, 24.7.).