Januar 1993 |
930104 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Treuhandanstalt will die Mitteldeutschen Braunkohlenwerke AG (Mibrag) bis Mitte dieses Jahres privatisieren und die Verkaufsverhandlungen zunächst exklusiv mit dem englisch-amerikanischen Konsortium Powergen/NRG Energy führen. Dies beschloß der Vorstand der Treuhandanstalt mit Zustimmung des Treuhand-Verwaltungsrats. Damit ist das deutsche Konsortium aus Rheinbraun, Bayernwerk, PreussenElektra und RWE vorerst aus dem Rennen. Bei der Mibrag sind derzeitnoch knapp 16 000 Personen beschäftigt, zu DDR-Zeiten waren es 57 000 (FR, 22.1.; FAZ, 23.1.; Welt, 23.1.; siehe auch 921104).
Die Wirtschaftswoche (22.1.) zitiert den für die Privatisierung der Braunkohle verantwortlichen Treuhand-Direktor Klaus Schucht mit den Worten: "Wenn die Verhandlungen mit Rheinbraun in der Lausitz weiter so schleppend laufen, schreiben wir auch das Revier international aus."
Die Treuhand-Entscheidung findet in den
Medien ein positives Echo. Das Handelsblatt (25.1.) schreibt:
"Nach dem harten Ringen beim Erdgas und beim Mineralöl
sind nun auch bei der Kohle und in der Stromwirtschaft relativ
offene Märkte entstanden. Nicht nur westdeutsche, sondern
auch ausländische Unternehmen können im ostdeutschen
Energiegeschäft präsent sein." Ähnlich sieht
die Frankfurter Rundschau (22.1.) den Beschluß der Treuhandanstalt:
"Die Weichen für mehr Wettbewerb auf dem deutschen Energiemarkt
sind gestellt. Die Briten und Amerikaner haben sich im europäischen
Binnenmarkt durch die ostdeutsche Hintertür eine gute Startposition
gesichert." Und die tageszeitung (23.1.) bemerkt: "Das
westdeutsche Strom-Monopol war sich wohl allzu sicher, daß
ihm niemand die ostdeutsche Braunkohle wegschnappen würde."