Oktober 1992 |
921007 |
ENERGIE-CHRONIK |
Das Engagement von Energieunternehmen bei der Müllverwertung wird in den Medien zunehmend kritisch registriert und als Bedrohung der mittelständischen Entsorgungsbranche dargestellt. So heißt es in einem Artikel, den die Wirtschaftswoche (16.10.) veröffentlichte: "Die deutschen Stromversorger sind wieder auf Beutezug: Bundesweit wollen sie das Geschäft mit der Müllbeseitigung an sich reißen. Jährliche Marktwachstumsraten um 20 Prozent locken." Besonders aggressiv gehe die RWE AG vor. Üppige Kapitalreserven und hervorragende Standorte gäben den Stromversorgern entscheidende Vorteile gegenüber den 700 kleineren und mittleren Unternehmen der Entsorgungswirtschaft.
Das ARD-Fernsehen widmete der "Monopolisierung auf dem Müll-Entsorgungsmarkt" am 11.10. einen knapp sechsminütigen Bericht in der Sendung "Globus". Dabei wurden namentlich RWE, Veba, Bayernwerk und Badenwerk genannt. Besondere Erwähnung fand die US-Firma "Waste Management", die mit der Übernahme einer neuen Müllverbrennungsanlage in Gütersloh ebenfalls in das deutsche Entsorgungsgeschäft einzusteigen versuche. "Waste Management" sei das größte Entsorgungsunternehmen der Welt und in Amerika wegen Kartellvergehen, Umweltkriminalität und Bestechung in mehr als hundert Fällen rechtskräftig verurteilt worden. Ein Recycling-Experte sagte vor der Kamera: "Wollen Sie in Deutschland mehr Geld verdienen als in der Müllbranche, dann brauchen Sie nur noch mit Drogen zu handeln."