April 1992

920409

ENERGIE-CHRONIK


IG Chemie und IG Bergbau setzen auf Kernreaktoren mit inhärenter Sicherheit

Die IG Chemie und IG Bergbau haben als ersten konkreten Schritt zur Vereinigung beider Gewerkschaften ein gemeinsames Energiekonzept vorgelegt, das am 8.4. in Bonn von den beiden Vorsitzenden Hermann Rappe und Hans Berger vorgestellt wurde. In diesen "energiepolitischen Leitlinien" sprechen sie sich für das Offenhalten der Kernkraft als Energiequelle, die Klärung der Endlagerung radioaktiver Abfälle und die Fortsetzung der Kernforschung aus. Die derzeitigen deutschen Reaktoren sollen so rasch wie möglich durch Neuentwicklungen mit sogenannter inhärenter Sicherheit ersetzt werden. Anstelle einer Kohlendioxid-Abgabe, welche die Kohle besonders belasten würde, befürworten beide Gewerkschaften eine "allgemeine zweckgebundene Energieabgabe in Europa" (Handelsblatt, 10.4.).

Harte Kritik aus der SPD

Das Energiekonzept der beiden Gewerkschaften, deren Vorsitzende zugleich SPD-Bundestagsabgeordnete sind, ist von Teilen der SPD-Bundestagsfraktion hart kritisiert worden. Die für Umweltfragen zuständigen SPD-Bundestagsabgeordneten Monika Ganseforth und Michael Müller bekräftigten am 9.4. in Bonn, daß die SPD zu einer sicheren Energieversorgung ohne Kernkraft kommen wolle. Sie nannten die Kernenergie "eine unbewegliche Dinosauriertechnologie, die für die naiven Wachstumsträume vergangener Jahrzehnte steht". Nukleare Großkraftwerke blockierten die Maßnahmen zum Energiesparen und den Einsatz von Solarenergie. Gegen die Kernkraft sprächen auch die großen Risiken, die ungelöste Entsorgung und die militärischen Mißbrauchsmöglichkeiten (dpa, 9.4.).