Februar 1992

920218

ENERGIE-CHRONIK


Erdgas-Streit nach russischer Drohung mit Lieferstopp vorläufig beigelegt

Der Erdgas-Streit zwischen der Gruppe Ruhrgas/VNG auf der einen und Wintershall/Gazprom auf der anderen Seite ist vorläufig beigelegt worden. Am Rande einer Sitzung des deutsch-russischen Kooperationsrats am 18.2. in Bonn vereinbarten beide Seiten, daß in diesem Jahr die seinerzeit noch von der DDR mit Moskau ausgehandelte Menge von 2,8 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Rußland in die neuen Bundesländer geliefert wird. Über den Preis für die Lieferungen vereinbarten beide Seiten Stillschweigen. Unklar blieb auch, ob sich beide Parteien über die bis zuletzt strittigen Zahlungsforderungen aus dem vergangenen Jahr geeinigt haben. Bundeswirtschaftsminister Möllemann bezeichnete die Einigung als wichtigen Schritt für die künftige Zusammenarbeit auf dem Sektor Erdgas zwischen deutschen und russischen Unternehmen (dpa, 19.2.; Welt, 20.2.; siehe auch 920110).

Der russische Vizepremier Gaidar hatte dem Bonner Wirtschaftsministerium Ende Januar offiziell mitgeteilt, daß die ostdeutsche Verbundnetz Gas AG (VNG) nicht damit rechnen könne, nach dem 1. März 92 weiter mit Gas beliefert zu werden. Dies enthüllte die russische Zeitung Rossijskaja Gaseta am 3.2., als Wirtschaftsminister Möllemann zu einem Gespräch mit Gaidar in Moskau eintraf. Möllemann bestätigte anschließend, daß Rußland für seine Erdgaslieferungen in die neuen Bundesländer höhere Preise durchsetzen wolle. Rußland besitzt über die staatliche Gasgesellschaft Gazprom die Hälfte der Anteile an der Wintershall Erdgas Handelshaus GmbH (WIEH), die im Erdgas-Streit der Kontrahent von Ruhrgas/VNG ist. Bei dem Gespräch bereiteten beide Minister die Sitzung des deutsch-russischen Kooperationsrats vor, bei der dann die Einigung zustandekam (SZ, 4.2.; FR, 4.2.).