Februar 1992

920207

ENERGIE-CHRONIK


Neues Gas-Kraftwerk berührt Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Stade nicht

Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) und PreussenElektra-Chef Hermann Krämer haben sich am 6.2. auf den Bau eines Großkraftwerks in Stade mit 700 MW verständigt, das mit Erdgas betrieben werden soll. Schröder ließ anschließend verlauten, daß das Großkraftwerk bis Mitte 1994 in Betrieb gehen und damit die Voraussetzungen schaffen werde, um das jetzt 20 Jahre alte Kernkraftwerk Stade vom Netz zu nehmen. Demgegenüber betonte PreussenElektra-Sprecher Rühland, daß der Bau des Erdgaskraftwerks den Weiterbetrieb des Kernkraftwerks nicht berühre. Auch sei mit der Fertigstellung frühestens 1996 zu rechnen. Zunächst werde ein neues Kohlekraftwerk in Lübeck entstehen, dann das Gaskraftwerk in Stade und danach ein Kohlekraftwerk in Wilhelmshaven. Die Staatskanzlei in Hannover räumte am 12.2. auf Nachfrage ein, daß es keine Vereinbarung mit PreussenElektra gebe, das KKW Stade nach Fertigstellung des Erdgaskraftwerks stillzulegen (dpa, 7.2.; FR, 13.2.).

"Gerhard Schröder streut den Atomkraftgegnern Sand in die Augen", meinte das Hamburger Abendblatt (11.2.) zu dem offenkundigen Widerspruch zwischen Schröders Darstellung und derjenigen von PreussenElektra. "Der Grund kann nur sein, daß Schröder angesichts der Leukämiefälle in der Elbmarsch und drohender Gorleben-Proteste im Frühjahr der Boden langsam heiß wird. Der Ministerpräsident braucht einen schnellen Erfolg in Sachen Ausstiegspolitik."