Januar 1992

920114

ENERGIE-CHRONIK


Bundesamt hält Grenzwerte bei elektromagnetischen Feldern für zu hoch

Die Diskussion um eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch elektromagnetische Felder von niederfrequenten Wechselströmen ("Elektrosmog") hält an (siehe auch 911110).

Am 10.1. präsentierte das ARD-Magazin Plusminus den 52jährigen Heinz Steinig, der sein Haus im mittelhessischen Mittenaar-Bicken verkauft hat und mit seiner Familie weggezogen ist, weil er den allmählichen Verlust seiner Sehkraft der vorbeiführenden Stromtrasse anlastet. Der zuständige Referent Rüdiger Mattes vom Bundesamt für Strahlenschutz erklärte in der Sendung, daß seine Behörde in der Deutschen Elektrotechnischen Kommission (DKE) auf erheblich niedrigere Grenzwerte gedrungen habe; "Wir konnten uns aber nicht durchsetzen, da wir von Industrievertretern, vor allem solchen aus dem Bereich der Energiewirtschaft, überstimmt worden sind". Im Filmbericht wurde die Kritik an der DKE noch akzentuiert: "Sie hat Grenzwerte festgelegt, die weltweit am höchsten liegen und problemlos von der Industrie einzuhalten sind. Kein Wunder, von den 18 Mitgliedern der Kommission sind rund 15 Industrievertreter bzw. Verursacher elektromagnetischer Felder. Die haben kein Interesse an einem mit zusätzlichen Kosten verbundenen vorbeugenden Gesundheitsschutz."

Im Vorfeld der Plusminus-Sendung erschienen Nachrichten wie "Hochspannungsleitungen schuld an Krebs" (Bildzeitung, 10.1.) oder "Krebs-Gefahr durch den ëElektrosmogí" (Lübecker Nachrichten, 10.1.). Das Hamburger Abendblatt (23.1.) übte in einem längeren Artikel über "Menschen unterm Strom" ebenfalls Kritik an der DKE. Die Ökologischen Briefe (22.1.) warnten vor "Krebs durch Stromtrassen" und bezeichneten die Erdverkabelung als einzige Alternative. Rüdiger Mattes vom Bundesamt für Strahlenschutz plädierte in einem Gespräch mit dpa (9.1.) dafür, die geltenden Grenzwerte für elektromagnetische Felder erheblich zu senken.

Argument gegen Hochspannungs-Trasse

Die Grünen im Kreis Limburg-Weilburg begründen ihren Widerstand gegen eine geplante 380 Kilovolt-Leitung der RWE Energie mit "neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen", wonach solche Leitungen das Auftreten von Leukämie und Krebs des Nervengewebes fördern (FR, 23.1.).