Januar 1992 |
920106 |
ENERGIE-CHRONIK |
Beim Ausbau des Erkundungsschachtes I für das geplante Endlager Gorleben sind im Dezember und Januar in einer Tiefe zwischen 312 und 319 Metern Zuflüsse von bis zu 6 Litern Lauge je Minute aufgetreten. Die Lauge trat aus Rissen aus, die nach Angaben der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH (DBE) auf das angewendete Gefrierverfahren beim Vorantreiben des Schachtes zurückzuführen sind. Allerdings sei man zunächst davon ausgegangen, bereits das Ende dieser "Kontraktionsrißzone" erreicht zu haben. Die Laugenzuflüsse im Dezember kamen aus bereits abgedichteten Rissen. Bis zur Abdichtung aller Risse ruhen die Abteufungsarbeiten im Schacht I. Im Schacht II, der auf über 250 Meter abgeteuft ist, traten bisher noch keine solchen Risse auf (dpa 3.1. u. 15.1.).
Die Laugenzuflüsse wurden am 22.1. auch in einer Aktuellen Stunde des niedersächsischen Landtags erörtert. SPD und Grüne forderten dabei Bundesumweltminister Töpfer (CDU) auf, nach alternativen Standorten für ein Endlager zusuchen. Die Grünen bezeichneten den Erkundungsschacht I in Gorleben als "Tropfsteinhöhle". CDU und FDP beurteilten die Risse dagegen als weniger problematisch (dpa, 22.1.).
Die Süddeutsche Zeitung (23.1.) meinte dazu: "Nach heutigen Wissen wäre ein Endlager in Granit noch relativ am besten untergebracht, wenngleich hier Klüftungen ebenfalls ein Risiko für Wassereinbrüche bedeuten. Man müßte also sehr sorgsam auswählen. In Frage kommen geologische Strukturen im Schwarzwald, im Fichtel- und im Erzgebirge. Die Fachleute sollten sie sich wenigstens einmal genauer anschauen. Denn für die Baustelle Gorleben könnte eines Tages das Aus kommen. Deshalb ist es unverantwortlich, weiterhin ohne Alternative allein darauf zu setzen. Doch genau dies tut die Bundesregierung."