November 1991

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ENERGIE-CHRONIK


Waldsterben geht weiter

Zwei von drei Bäumen im gesamten Deutschland sind geschädigt. Dies ergibt sich aus dem diesjährigen Bericht über den Zustand des Waldes, den Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle am 14.11. veröffentlichte. Am stärksten geschädigt sind Tannen (41%), Eichen (31%), Kiefern (29%), Buchen (28%) und Fichten (23%). Nach den Worten Kiechles sind dafür nach wie vor hauptsächlich Luftschadstoffe verantwortlich. Ein zusätzlicher Rückschlag sei in einigen Bundesländern durch langanhaltende Trockenheit erfolgt (FAZ, 15.11.).

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) forderte umgehend Maßnahmen, um den Schadstoffausstoß bei Kraftwerken und Industrieanlagen in den neuen Bundesländern zu senken, sowie ein Tempolimit auf Autobahnen und Landstraßen. Mit der CSSR und Polen müsse ein Luftreinhalteabkommen vereinbart werden. Die Politik solle verstärkt zum Energiesparen und zur Nutzung regenerativer Energien anregen (dpa, 8.11.).

Nach Ansicht der Frankfurter Rundschau (15.11.) beweist das fortschreitende Waldsterben, daß Öffentlichkeit und Politiker einem "Irrtum" aufsaßen, als sie sich wirksame Abhilfe durch die Entschwefelung der Kraftwerke versprachen. Jetzt gehe es darum, die Stickoxide zu beseitigen: "Das Unvermögen der deutschen und europäischen Umweltpolitik, den Waldkiller Nummer zwei in den Griff zu bekommen, verschärft die Lage zusehends. ... Es führt kein vernünftiger Weg daran vorbei: Das Tempo bei der Luftreinhaltung muß deutlich verschärft werden. Ein Kraftakt wie bei der Entschwefelung der Großfeuerungsanlagen ist vonnöten, auch wenn die Widerstände diesmal noch größer und die Irrtümer kleiner sind."

"Soziale Kosten der Energienutzung"

Die Kraftwerke der öffentlichen Versorgung haben im Vergleich zu 1982 ihre Schwefeldioxid-Emissionen um rund 90% und die Stickoxid-Emissionen um rund zwei Drittel verringert. Diese Zahlen wurden auf einer Tagung der VDI-Gesellschaft Energietechnik und der Energietechnischen Gesellschaft im VDE genannt, die sich in Mannheim mit den "Sozialen Kosten der Energienutzung" befaßte. Bei der Tagung wurden die erheblichen Folgekosten aufgelistet, die sich aus den Schadstoffen bei der Verbrennung der fossilen Energieträger Kohle, Öl und Gas ergeben, die aber nicht in die betriebswirtschaftliche Rechnung eingehen, sondern die Allgemeinheit belasten. "Die Umweltkosten von heute werden Betriebskosten von morgen sein", überschrieb der Blick durch die Wirtschaft (8.11.) seinen Bericht über die Tagung.