Oktober 1991 |
911007 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern hat am 17.10. der Errichtung eines Zwischenlagers für nukleare Abfälle in Greifswald zugestimmt. In dem einmütig verabschiedeten Beschluß wird die Landesregierung verpflichtet, in Greifswald nur die Zwischenlagerung von Abfällen aus den stillgelegten Kernkraftwerken der ehemaligen DDR zuzulassen (FAZ, 18.10.; siehe auch 910911).
Zuvor hatte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltministerin Petra Uhlmann (CDU) in einem Gespräch mit der Welt (5.10.) darauf verwiesen, daß auf dem Gelände des Kernkraftwerks Greifswald praktisch schon seit Jahren ein Zwischenlager existiert, da die Sowjetunion ihrer vertraglichen Verpflichtung zur Rücknahme der verbrauchten Brennelemente seit 1985 nicht mehr nachgekommen ist. Dort seien bereits jetzt mehr als 700 Tonnen abgebrannter Brennstoffe deponiert, die aus den Blöcken 1 bis 5 des Kernkraftwerks stammen. Da noch alle fünf Reaktoren mit mehr als je 40 Tonnen Kernbrennstoff beladen seien, benötige man ein weiteres Zwischenlager. Außerdem stelle sich angesichts der ungeklärten Frage der Wiederaufarbeitung die Frage eines atomaren Endlagers in Greifswald.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace will im Besitz von Plänen sein, wonach deutsche Elektrizitätsunternehmen im nächsten Jahr in Greifswald mit dem Bau je eines Zwischenlagers für 10.000 Tonnen abgebrannter Brennelemente sowie für 200.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiver Abfälle beginnen wollen (FR, 15.10.).
Das Handelsblatt (4.10.) meinte in diesem Zusammenhang:"Die Elektrizitätswirtschaft wä-re schlecht beraten, wenn sie ihre Wünsche nach weiteren Zwischenlagermöglichkeiten für radioaktive Abfälle auf ostdeutsche Standorte ausdehnen würde. ... Die für die Kernkraftnutzung größere Akzeptanz der ostdeutschen Bevölkerung sollte nicht durch nukleare Eigentore westdeutscher Stromerzeuger gefährdet werden. Die Entsorgung von Atommüll muß im Westen nach dem Verursacherprinzip in Eigenverantwortung der alten Länder gelöst werden."