September 1991 |
910909 |
ENERGIE-CHRONIK |
Während Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) die Steinkohlenförderung von derzeit 70 auf 45 Millionen Tonnen jährlich reduzieren möchte, hat der Bergbau einen Abbau auf lediglich 55 Millionen Tonnen angeboten. Über die Differenz von zehn Millionen Tonnen will Möllemann am 15. Oktober mit Vertretern der Ruhrkohle AG und der IG Bergbau in Bonn verhandeln (dpa, 19.9.).
Rund 135.000 Menschen beteiligten sich nach Angaben der IG Bergbau und Energie am 27. September an Protestkundgebungen im Ruhrgebiet gegen die Kohlepolitik von Bundeswirtschaftsminister Möllemann. Auf der zentralen Veranstaltung in Dortmund warf der Gewerkschaftsvorsitzende Berger dem Minister einen "Chaoskurs" in der Energiepolitik vor. In Dortmund nahm Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) und in Duisburg Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) als Redner an der Kundgebung teil. Möllemann fand es "bemerkenswert, daß zwei Minister der Bundesregierung an Demonstrationen gegen die Politik der Bundesregierung teilnehmen" (FR, 28.9.).
"Es wird eng für die heimische Steinkohle", meinte die Stuttgarter Zeitung (6.9.) und fuhr fort: "Die Bundesregierung muß handeln, weil in der Finanzplanung die Mittel fehlen und weil die EG-Kommission den deutschen Kohle-Protektionismus nicht länger dulden will. Hinzu kommt, daß die Kohle als Verursacher von Klimaschäden und anderen Umweltbelastungen viel Sympathie eingebüßt hat."
Die Welt (18.9.) meinte: "Nehmen wir doch endlich zur Kenntnis, daß es in diesem Land keine Extremforderungen zugunsten der Kohle mehr gibt, weil es keine Unternehmer mehr gibt, die ihr Herz an diesen Rohstoff hängen. Kohlelobby? Es war einmal...". Ein besonderes Lob zollte das Blatt in diesem Zusammenhang der IG Bergbau und Energie: "Die Gewerkschaft löst bisher ihre unternehmerische Aufgabe bravourös. Sie hält die emotionalen Zügel in den Betrieben und in der Öffentlichkeit straff in einem Wirtschaftszweig, von dem auch sie weiß, daß er weiter abspecken muß. Und sie predigt eisern die Vernunft der Ehe mit der Kernenergie."