Februar 2025

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ENERGIE-CHRONIK




Der NDR berichtete wiederholt über die schlechte Auslastung des LNG-Terminals Mukran: Im Hintergrund ist das FSRU-Schiff "Energos Power" zu sehen, das der Betreiber vom Bundeswirtschaftsministerium für zehn Jahre gemietet hat und nun vorzeitig wieder loswerden möchte.

LNG-Umschlag vor Rügen rentiert sich bisher nicht

Der LNG-Terminal im Industriehafen von Mukran auf der Insel Rügen, der im April vorigen Jahres den Betrieb aufnahm (240405), rentiert sich bisher offenbar nicht. Die Deutsche ReGas GmbH, die diesen LNG-Terminal als einzigen in Deutschland in privater Regie betreibt, hat deshalb den Charter-Vertrag über das FSRU-Schiff "Energos Power" mit dem Bundeswirtschaftsministerium gekündigt. Sie begründete dies am 10. Februar mit der "ruinösen Preispolitik" der bundeseigenen Firma Deutsche Energy Terminal (DET), welche die drei LNG-Terminals Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade betreibt.

Auch die halbierte Kapazität wird voraussichtlich nur zu einem geringen Teil genutzt

Durch den Wegfall der "Energos Power" würde vor Mukran nur noch die "Neptune" zur Verfügung stehen, um das von Tankern gebrachte LNG zu regasifizieren. Und auch diese halbierte Kapazität wird voraussichtlich nur zu einem geringen Teil genutzt, denn im vergangenen Jahr kamen in Mukran weniger als zehn LNG-Tanker an, obwohl insgesamt 110 solcher Anläufe beantragt und genehmigt worden sind. In diesem Jahr dauerte es bis zum 20. Februar, ehe ein Tanker aus den USA erstmals neues LNG brachte. Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (DHU) betrug 2024 die Auslastung des Terminals gerade mal acht Prozent. Dagegen verzeichnete das FSRU-Schiff in Wilhelmshaven eine Auslastung von 64 Prozent (nach 81 Prozent im Jahr 2023), während die in Brunsbüttel mit 49 Prozent etwa der des Vorjahres entsprach.

Entgelte der LNG-Terminals sind zwar nach oben begrenzt, aber nicht nach unten

Unter diesen Umständen ist es verständlich, dass die Deutsche ReGas ihre Kosten zu senken versucht, indem sie eines der beiden FSRU-Schiffe einspart. Indessen ist fraglich, ob der auf zehn Jahre geschlossene Mietvertrag für die "Energos Power" eine Handhabe für die Kündigung bietet. Ihre bisherige Begründung reicht dafür nicht, wenn sie dem Bundeswirtschaftsministerium vorhält: "Seit Dezember 2024 vermarktet die DET ihre Kapazitäten für die regulierten LNG-Terminals systematisch und signifikant unterhalb der ihr von der Bundesnetzagentur genehmigten und kostendeckenden Entgelte. Dadurch kam und kommt es zu einer erheblichen Marktverzerrung in Deutschland."

Das klingt so, als ob der bundeseigene Terminal-Betreiber DET ein ungesetzliches Preisdumping betreiben würde. Tatsächlich bezieht sich die Genehmigung der Bundesnetzagentur aber nur auf die zulässigen Obergrenzen eines kostendeckenden Entgelts. Es bleibt der DET also unbenommen, ein niedrigeres Entgelt zu verlangen, wenn es für sie kostendeckend ist.

Ministerium widerspricht der Kündigung des Mietvertrags

Das Bundeswirtschaftsministerium bezeichnete die Kündigung des Mietvertrags als unberechtigt. Bei der letzten Vermarktungsrunde im Januar habe die DET sämtliche Kapazitäten für 2025 zu "im europäischen Vergleich marktüblichen Preisen" vermarktet. Von einem ruinösen Wettbewerb könne daher keine Rede sein. An die DET gezahlte Beihilfen seien von der EU-Kommission genehmigt worden. Zudem habe die Deutsche ReGas gewusst, dass die DET die Terminals an der Nordsee betreiben würde, als sie die "Energos" für zehn Jahre mietete. Man befinde sich aber weiterhin im Austausch über die gegenwärtige Situation bei dem überflüssigen FSRU-Schiff, das am 16. Februar von Schleppern aus dem Hafen Mukran gezogen wurde und bis auf weiteres vor der Insel auf Reede liegt.

Auch der Stopp der Gastransite durch die Ukraine belebte das Geschäft nicht

Es sieht demnach so aus, als ob der neue LNG-Terminal in der Ostsee gar nicht so dringend benötigt wird, wie es zunächst den Anschein hatte. Das hat sich auch nicht geändert, nachdem die Ukraine zu Anfang des Jahres ihren Transitvertrag mit der Gazprom auslaufen ließ und dadurch der gesamte Gasfluss nach Westen zum Erliegen kam. Entgegen anfänglichen Erwartungen konnten bisherige Gazprom-Kunden wie die Slowakei ihren Ersatzbedarf aus dem westlichen Gasnetz decken, ohne dass die von Rügen zum Einspeisepunkt Lubmin führende "Ostsee-Anbindungsleitung" (OAL) deshalb eine größere Bedeutung erlangt hätte.

Folgt den Problemen in Lubmin eine weitere Enttäuschung in Mukran?

Die Deutsche ReGas hatte im Januar 2023 zunächst den Terminal "Deutsche Ostsee" in Lubmin eröffnet, wo bis 2022 die Nord-Stream-Pipelines ins deutsche Gasnetz einspeisten. Die Lage des Terminals war aber trotzdem ungünstig gewählt, da wegen des seichten Küstengewässers die LNG-Tanker das Flüssigggas nicht direkt an die Regasifizierungsanlage übergeben konnten. Behelfsweise musste das LNG deshalb von kleineren Schiffen im Pendelverkehr zum FSRU-Schiff "Neptune" gebracht werden, das am Ende des Stichkanals ankerte, der von der Ostsee zum ehemaligen DDR-Kernkraftwerk Lubmin führt.

Um in der Ostsee einen unkomplizierteren und leistungsfähigeren LNG-Terminal zu haben, beschloss der Bundestag im Juli 2023 eine Novellierung des LNG-Beschleunigungsgesetzes. Sie sah die Errichtung eines neuen Terminals im Tiefseehafen Mukran auf Rügen vor. Damit verbunden war der Bau einer 50 Kilometer langen Gaspipeline durch die Ostsee, um den neuen Standort mit dem bisherigen Einspeisepunkt Lubmin zu verbinden (230704). Die Baukosten der Pipeline übernahm zu neunzig Prozent der Bund. Die restlichen zehn Prozent sollte die Deutsche ReGas übernehmen und belasten nun deren finanzielle Situation zusätzlich. Nach der Fertigstellung dieser "Ostsee-Anbindungsleitung" (OAL) beendete die Deutsche ReGas im April 2023 das unbefriedigende Provisorium in Lubmin. Das FSRU-Schiff "Neptune" wurde nun in den Tiefwasserhafen Mukran verlegt. Hinzu kam als zweites FSRU-Schiff die "Energos Power".

Deutsche Umwelthilfe fordert Rückbau der "Investruine"

Der Bau des neuen LNG-Terminals musste gegen heftigen Widerstand des Ostseebads Binz durchgesetzt werden, das den Verlust von Touristen durch optische und akustische Beeinträchtigungen befürchtete. Die Gemeinde wurde dabei von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unterstützt. Die DUH nennt nun den Terminal wegen seiner geringen Bedeutung eine "Investruine" und fordert den Rückbau: "Man muss zur Kenntnis nehmen, dass es dafür einfach keine Nachfrage gibt. Die kommt weder aus Deutschland noch aus Osteuropa. Das Terminal braucht es für die Versorgungssicherheit einfach nicht."

Heißt es "der Terminal" oder "das Terminal"?

Zitate sind heilig. Deshalb heißt es in der oben zitierten DUH-Erklärung "das Terminal" und nicht "der Terminal", wie es der sonst üblichen Schreibweise in der "Energie-Chronik" entspräche. Für orthographische Nachschlagewerke wie "Duden" oder "Wahrig" ist nämlich der männliche Genus noch immer die erste Wahl, wenn es um Abfertigungsanlagen wie Container-Terminals, Flughafen-Terminals oder eben LNG-Terminals geht. Es müsste in diesem Fall also völlig korrekt "der Terminal" heißen. Allerdings wird von den Orthographen auch "das Terminal" akzeptiert, weil im Sprachgebrauch der sächliche Genus mindestens ebenso verbreitet ist und sogar weiter vordringt (vermutlich liegt das auch an der Ähnlichkeit mit anderen Wörtern wie Quartal, Lineal , Ideal oder Potential, die ebenfalls mit "al" enden). Dagegen heißt es ausschließlich "das Terminal", wenn Ein- und Ausgabegeräte der elektronischen Datenverarbeitung gemeint sind.

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