Januar 2025 |
250102 |
ENERGIE-CHRONIK |
Wie der südwestdeutsche Energieversorger Badenova am 16. Januar mitteilte, wird er ab sofort keine neuen Tesla-Fahrzeuge mehr anschaffen und auch den Kurznachrichtendienst X von Elon Musk nicht mehr nutzen. "Das Handeln von Elon Musk, nun quasi in Regierungsfunktion, hat uns aufhorchen lassen", begründete Badenova-Vorstand Hans-Martin Hellebrand diese Entscheidung. "Die politische Parteinahme ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Mit seinem Wirken wird der Wirtschaftsstandort Deutschland geschwächt. Das werden wir nicht akzeptieren." Als Lieferant von grünem Strom werde die Badenova in ihrem Fuhrpark weiterhin viele Elektroautos verwenden, die derzeit elf Tesla-Fahrzeuge aber nur noch bis zum Ende der Leasing-Verträge nutzen und bei der Anschaffung neuer Elektrofahrzeuge auf Alternativen umsteigen.
Ähnliche Entscheidungen trafen auch andere Unternehmen, nachdem der US-amerikanische Multi-Milliardär, der früher als Chef des Elektroauto-Unternehmens Tesla ein quasi "grünes" Image genoss, politisch in der rechtsextremen Ecke aktiv wurde und Donald Trump mit vielen Millionen Dollar unterstützte. Dazu gehören der "Ökostrom"-Anbieter Lichtblick, die Drogeriemarktkette Rossmann und das niedersächsische Hausbauunternehmen Viebrockhaus, das eine neue Haus-Serie eigentlich mit einer Batterie von Tesla als Energiespeicher ausstatten wollte.
Am frühesten und deutlichsten hatte sich die Drogeriemarktkette Rossmann bereits
am 18. August vorigen Jahres von dem Trump-Unterstützer Elon Musk distanziert
und angekündigt, ab sofort keine weiteren Tesla-Fahrzeuge für den Fuhrpark anzuschaffen.
"Diese Entscheidung beruht auf der Unvereinbarkeit zwischen den Aussagen
von Tesla-CEO Elon Musk und den Werten, die Tesla mit seinen Produkten vertritt",
begründete Raoul Roßmann als Sprecher der Geschäftsführung die Entscheidung.
Noch 2018 habe Musk auf X (damals Twitter) geschrieben: "Tesla exists to
help reduce risk of catastrophic climate change, which affects all species on
Earth." Stattdessen mache er nun keinen Hehl daraus, Donald Trump zu unterstützen,
der den Klimawandel wiederholt als Schwindel bezeichnete. Diese Haltung stehe
in krassem Gegensatz zur angeblichen Mission von Tesla, durch die Produktion
von Elektroautos einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
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Ein spezieller Aufkleber für enttäuschte Käufer von Tesla-Elektroautos verkauft sich gut. |
Zugleich verabschieden sich zahlreiche Tesla-Fahrer höchst individuell von Elon Musk, indem sie am Heck ihres Elektroautos einen Aufkleber anbringen: "I bought this before Elon went crazy." Der Aufkleber wird im Internet in mehreren Varianten angeboten.
Der US-Milliardär Elon Musk war bis vor kurzem hauptsächlich als Chef des Elektroautoherstellers Tesla bekannt. Eine regelrechte Fangemeinde bildete sich auch um sein Raumfahrtunternehmen SpaceX, das in großer Anzahl Satelliten in die Erdumlaufbahn schoss, um weltweiten Internet-Empfang zu ermöglichen (weshalb der Orbit inzwischen schon ziemlich vermüllt ist). Was die Fans aber am meisten begeistert, sind seine noch viel höher gesteckten Ambitionen zur Eroberung des Weltraums, einschließlich der Besiedelung des Planeten Mars, der von weniger genialen Menschen noch immer für absolut unbewohnbar gehalten wird.
Politisch galt Musk zunächst als Vertreter von ebenso "libertären" wie unbedarften Ansichten. So demonstrierte er seine Einstellung zu Umweltschutzfragen sehr anschaulich, als er 2021 in Deutschland den Bauplatz des geplanten Tesla-Werkes bei Grünheide (211111) besichtigte. Die vom regionalen Wasserversorger vorgetragenen Bedenken wegen der seit langem bestehenden Grundwasser-Probleme infolge des ostdeutschen Braunkohle-Abbaues (181014) beantwortete er damals mit einem ungläubigen Gelächter, indem er auf umliegende Gewässer verwies und rief: "Das ist komplett falsch! Sieht das hier aus wie eine Wüste?"
Nach dem 2022 erfolgten Kauf des Kurznachrichtendienstes "Twitter", den er in "X" umbenannte, profilierte sich Musk zunehmend als Unterstützer rechtspopulistischer Propaganda sowie als Anhänger und bedeutender Geldgeber des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Schon Ende 2024 leistete er sich als designierter Trump-Berater zwei eigenartige Pöbeleien gegenüber Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Auf seinem Kurznachrichtendienst X schrieb er am 6. November 2024 – und zwar auf deutsch – "Olaf ist ein Narr". Am 31. Dezember 2024 pflichtete er einer rechtsextremen Influencerin bei, die von einer "Tyrranei" faselte, die in Deutschland insgeheim vorbereitet werde, seitdem Musk auf "X" die AfD unterstütze. In diesem Zusammenhang drohe der Bundespräsident Steinmeier bereits damit, wegen der Wahlbeeinflussung durch "X" das Ergebnis der Bundestagswahl annulieren zu lassen, falls es nicht den Wünschen des "Establishments" entsprechen sollte. Musk machte sich diesen hanebüchenen Unsinn zueigen, indem er schrieb: "Steinmeier is an anti-democratic tyrant! Shame on him."
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Was aussieht wie ein formvollendeter "Hitlergruß", könnte auch Mussolinis "römischer Gruss" oder lediglich die
unbeholfene Gestik eines Autisten gewesen sein. Sicher ist aber, dass
bei Musk schon etliche Schrauben locker sein müssen, wenn er etwa den deutschen
Bundespräsidenten als "antidemokratischen Tyrannen" beschimpft.
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Bei der Jubelveranstaltung zur Amtseinführung Trumps tanzte Musk zunächst wie ein Kind freudentrunken über die Bühne. Dann dankte er dem Publikum, dass es diesen Sieg möglich gemacht habe. Dabei schlug er sich mit der rechten Hand auf die Brust, um anschließend durch Hochreißen des rechten Arms mit ausgestreckter Handfläche und verzücktem Gesicht den "Hitlergruß" zu vollführen. Und zwar gleich zweimal: Erst nach vorn zum Publikum, und dann nach hinten.
Der Deutung als Hitlergruß widersprach Musk später und bezeichnete sie als "abgedroschen". Demnach scheint er sich der fatalen Symbolik schon bewusst gewesen zu sein, will sie aber nicht für seine persönliche Inszenierung gelten lassen. Vielleicht wollte er auch gar nicht Hitler imitieren, sondern Mussolinis "römischen Gruss", denn mit der neofaschistischen italienischen Ministerpräsidentin Meloni verbindet ihn mindestens ebenso viel Sympathie wie mit der deutschen AfD-Vorsitzenden Weidel.
Es gab indessen auch entlastende Erklärungsversuche, die daran erinnerten, dass Musk in einer Fernsehsendung einmal selber davon gesprochen hat, an einer "milden Form des Asperger-Syndroms" zu leiden. Deshalb handele sich bei dem vermeintlichen Hitlergruß wahrscheinlich nur "um die ungeschickte Geste eines autistischen Mannes, der der Menge sagt, dass sein Herz für sie schlägt".
Fakt ist jedenfalls, dass der "weltweit reichste Mann", wie Musk auch bezeichnet wird, mit seinem Geld und ihm gehörenden Medien wie "X" rechtsextremistische Politiker und Strömungen unterstützt. In Deutschland kam das überaus deutlich zum Ausdruck, als er am 9. Januar der AfD-Parteichefin Alice Weidel ein 70 Minuten dauerndes Gespräch auf "X" gewährte, das sie als Video für ihre Wahlkampfwerbung verwenden konnte. "Nur die AfD kann Deutschland retten, andernfalls wird es in Deutschland noch viel schlimmer", lautete seine ebenso schlichte wie demagogische Botschaft. Im übrigen bestand das Gespräch aus wechselseitiger Bebauchpinselung und teilweise geradezu bizarren Falschbehauptungen. So enthüllte Weidel ihrem amerikanischen Gesprächspartner, dass Adolf Hitler in Wirklichkeit ein "Kommunist" gewesen sei...
Zum Jahresende 2024 bot die vom Springer-Konzern herausgegebene Zeitung "Welt am Sonntag" (28.12.) dem exzentrischen Trump-Berater ein Forum, auf dem er in unglaublich plumper Weise für die AfD Wahlwerbung machen durfte: "Die Alternative für Deutschland (AfD) ist der letzte Funke Hoffnung für dieses Land", schrieb Musk und übertrug den Rechtsextremisten gewissermaßen die Nutzung der Markenrechte an Tesla und SpaceX: "Ihr Ansatz zum Abbau staatlicher Überregulierung, zur Steuersenkung und zur Deregulierung des Marktes spiegelt die Prinzipien wider, die Tesla und SpaceX erfolgreich gemacht haben." Es sei außerdem vollkommen abwegig, diesen letzten Funken Hoffnung für Deutschland in die rechtsextreme Ecke rücken zu wollen. Das gehe schon daraus hervor, wie die Parteivorsitzende ihr Privatleben gestalte: "Die Darstellung der AfD als rechtsextrem ist eindeutig falsch, wenn man bedenkt, dass Alice Weidel, die Vorsitzende der Partei, eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka hat! Klingt das für Sie nach Hitler? Ich bitte Sie!"
Tatsächlich war Hitler heterosexuell veranlagt, soviel man weiss. Sein Propagandaminister Goebbels genoss sogar eine gewisse Berühmtheit als "Bock von Babelsberg". Aber zumindest der SA-Stabschef Ernst Röhm und eine ganze Reihe anderer fanatischer Nazis und Nazissen waren Homosexuelle. Dabei war nichtkonformes Sexualverhalten im "Dritten Reich" ähnlich verpönt wie heute noch in AfD-Kreisen, und Männer konnten dafür sogar ins Konzentrationslager kommen. Wenn Musk die Nichtzugehörigkeit zur rechtsextremistischen Szene anhand sexueller Präferenzen beweisen will, ist das deshalb ungefähr so weltfremd wie seine Pläne zur Besiedelung des Mars.
Musk hat sich anscheinend in den Kopf gesetzt, die Trump-Parole "Make America great again" auf deutsche Verhältnisse zu übertragen, wobei er in den Rechtsradikalen – nicht ganz zu Unrecht – den Wunschpartner der US-Republikaner zu erkennen vermeint. So wie er die AfD darstellt, könnte man sogar glauben, dass diese etwas weniger verbiestert und borniert wäre als die Trump-Partei, und dies sogar ausgerechnet im Bereich der Energiepolitik. Jedenfalls klingt es wie ein schlechter Witz, wenn er schreibt: "Die AfD vertritt in der Energiefrage einen pragmatischen Ansatz und setzt sich für ein ausgewogenes Vorgehen ein." – So charakterisiert das angebliche Technikgenie in dem Springer-Blatt ernsthaft eine Partei, die gerade auf dem Sektor Energie jede Sachkenntnis und Kompetenz vermissen lässt. Er lobhudelt eine Partei, die im Bundestag die "Aufgabe aller Klimaschutz- und Energiewendeziele" beantragt hat, weil es den drohenden Klimawandel gar nicht geben würde (191015) und die Energiewende sowieso nur eine Erfindung von "Kommunisten" sei, die unter diesem Deckmantel Deutschland zugrunde richten wollten (211106).
Die von der AfD verlangte Neubelebung der Kernenergie fand ebenfalls den Beifall von Musk. Er erlaubte sich indessen die Anmerkung, dass die neuen Atomkraftwerke dann mit "Batteriespeichern zur Abfederung großer Schwankungen im Stromverbrauch" kombiniert werden müssten (denn schließlich ist Tesla einer der größten Hersteller von Batteriespeichern). Das Technikgenie ignorierte bei diesem Ratschlag souverän, dass Batteriespeicher nur für den kurzzeitigen Lastausgleich sinnvoll sind und sich Gaskraftwerke vor allem für den Ausgleich von längerfristigen Schwankungen des Stromverbrauchs weit besser eignen. Vermutlich ließe er aber in diesem Punkt nochmals mit sich reden, wenn die Gaskraftwerke wenigstens mit LNG aus den USA oder daraus hergestelltem Wasserstoff betrieben werden...
Die AfD-Werbung in der "Welt am Sonntag" kam offenbar auf Veranlassung und mit Rückendeckung des Springer-Chefs Mathias Döpfner zustande, der als Musk-Bewunderer gilt. Da von vornherein Proteste zu erwarten waren, gab man der Veröffentlichung den Anschein einer Kontroverse, indem der Chefredakteur eine distanzierende Stellungnahme verfasste. Auf kritische Leser wirkte diese Distanzierung allerdings nur wie ein Alibi. Es handelte sich um einen begrenzten Widerspruch in jenen Bereichen, wo der Springer-Konzern es sich einfach nicht leisten konnte, mit seiner Reklame für die AfD sämtliche anderen Parteien zu vergrätzen – und vor allem jenes konservative Spektrum, auf das es für ihn entscheidend ankommt. Nach dem Motto "Musks Diagnose ist korrekt, doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch" verband der Chefredakteur deshalb sein höchst unkritisches Loblied auf Musk, den er als "das größte unternehmerische Genie unserer Zeit" pries, mit Widerspruch dort, wo dieses unvergleichliche Genie die Wahl der AfD empfahl. So kamen beide auf ihre Kosten: Der Musk-Bewunderer Döpfner ebenso wie sein Idol, das ungehemmt für die AfD trommeln durfte.
Am 26. Januar mischte sich Musk erneut in den Bundestagswahlkampf ein, indem er sich beim offiziellen Wahlkampfauftakt der AfD in Halle per Video live aus den USA zuschalten ließ. Die AfD sei die größte Hoffnung für Deutschland, sagte er. Weidel sei die aussichtsreichste Kanzler-Kandidatin und für dieses Amt bestens geeignet. Die AfD habe seine volle Unterstützung und, wie er hoffe, auch der neuen US-Regierung.
"Kämpft für eine großartige Zukunft für Deutschland!", rief Musk den über 3000 versammelten AfD-Anhängern zu, die ihn dafür frenetisch bejubelten. Es sei in Ordnung, stolz darauf zu sein, deutsch zu sein. Es gebe "zuviel Fokus auf vergangene Schuld". Man müsse das hinter sich lassen. Kinder sollten nicht schuldig für die Sünden ihrer Urgroßeltern sein. - Musk schlug damit ganz ähnliche Töne an wie einst der AfD-Politiker Alexander Gauland, der in Hitler und der ganzen Nazi-Barbarei nur einen "Vogelschiß in unserer über tausendjährigen Geschichte" sehen wollte.
Schon im vergangenen Jahr verzeichneten Tesla-Autos bis November europaweit
einen Absatzrückgang von rund 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während der
Gesamtmarkt nur um zwei Prozent sank. Wie das "Handelsblatt" (9.1.) berichtete,
war der Grund eine generelle Schwäche im Geschäft mit Gewerbekunden und Flottenanbietern,
die sich in Deutschland so auswirkte, dass BMW und VW in diesem Segment bis
zu sechsmal mehr E-Auto verkauften (siehe Tabelle). Vor allem verzichteten der
Technologiekonzern SAP sowie der Autovermieter Sixt auf Tesla-Fahrzeuge. Den
Ausschlag gab dabei, dass sie aufgrund der Preispolitik des Unternehmens die
Restwerte der erworbenen Fahrzeuge in ihren Bilanzen ständig nach unten korrigieren
mussten.
Neuzulassungen von batterieelektrischen
Fahrzeugen (BEV) in Deutschland 2024 nach Marken |
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Veränderung |
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VW | 62.108 |
- 12 % |
BMW | 42.066 |
+ 4 % |
Tesla | 37.574 |
- 41 % |
Mercedes | 33.991 |
- 7 % |
Skoda | 25.308 |
+ 8 % |
Audi | 21.831 |
- 29 % |
Seat | 18.248 |
+ 4 % |
Hyundai | 16.952 |
- 41 % |
MG Roewe | 14.370 |
- 22 % |
Volvo | 13.535 |
+ 59 % |
Smart | 12.463 |
- 28 % |
Kia | 11.837 |
- 22 % |
Mini | 9.225 |
- 34 % |
Fiat | 8.474 |
- 63 % |
Opel | 7.633 |
- 73 % |
Porsche | 7.254 |
+ 27 % |
Renault | 5.797 |
- 63 % |
Ford | 5.538 |
+ 44 % |
Dacia | 3.655 |
- 71 % |
Peugeot | 3.349 |
- 67 % |
Quelle: Handelsblatt/KBA |