Oktober 2021

211002

ENERGIE-CHRONIK


 


Die Strom-Großhandelspreise am Spotmarkt haben sich seit Jahresanfang mehr als verdoppelt. Am 7. Oktober erreichten sie für die Stunde ab 19 Uhr mit 442,90 Euro pro Megawattstunde einen vorläufigen Höhepunkt.

Anstieg der Spotmarkt-Preise bringt viele Energievertriebe in Bedrängnis

Der starke Anstieg der Großhandelspreise an den Spotmärkten für Gas und Strom hat im Oktober weitere Energievertriebe in Bedrängnis gebracht, die ihre Beschaffungsstrategie nicht oder zu wenig langfristig angelegt haben. So hat der der Kölner Strom- und Gasanbieter "immergrün" seinen Kunden drastische Preiserhöhungen für die Belieferung mit Strom und Gas abverlangt oder sogar ohne hinreichende Begründung mitgeteilt, dass die Stromversorgung kurzfristig eingestellt werde. Damit handelte er sich eine Abmahnung der Verbraucherzentrale NRW ein, weil intransparente Preiserhöhungen unzulässig sind, das Sonderkündigungsrecht der Verbraucher nicht ausreichend kommuniziert wurde und die Belieferungseinstellung ohne hinreichende Begründung erfolgte. "immergrün" ist eine Marke der "365 AG", die auch unter Meisterstrom, IdealEnergie oder Almado auftritt und sich seit längerem im Visier von Verbraucherschützern befindet.

Sogar ein Grundversorger musste aufgeben

Gravierende Probleme haben ferner unter anderen die Energievertriebe Relaxgas, Montana und Envitra. Insolvenz angemeldet haben bisher zumindest Otima Energie (210906) und Smiling Green Energy. Sogar ein Grundversorger stellte aus Kostengründen die Strombelieferung ein: Es handelt sich um die Firma Ziegler, die in der 6000 Einwohner zählenden Gemeinde Kappelrodeck (Baden-Württemberg) die meisten Haushalte belieferte.

Größere Anbieter haben die Neukundenwerbung teilweise eingestellt oder locken zumindest nicht mehr mit Boni. Zum Beispiel hieß es auf der Internetseite der Stadtwerke München: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aufgrund stark gestiegener Beschaffungspreise zum aktuellen Zeitpunkt keine Strom-Tarife anbieten. Sobald wir unser Angebot überarbeitet haben, finden Sie dieses wieder wie gewohnt auf unserer Website."

Verbraucherverband und Mieterbund fordern Entlastung der Haushalte

Der Verbraucherzentrale Bundesverband und der Deutsche Mieterbund forderten am 14. Oktober Maßnahmen, die zielgerichtet die Geldbeutel der Verbraucher entlasten und zugleich Anreize für mehr Klimaschutz setzen. Aus Verbrauchersicht seien für die hohen Energiepreise neben den Entwicklungen auf dem globalen Öl- und Gasmarkt vor allem staatliche und regulative Fehlanreize verantwortlich. Dazu gehörten die hohe Besteuerung des Strompreises, die einseitige Belastung der Mieter beim CO2-Preis und die fehlende Entlastung für Haushalte mit niedrigem Einkommen. Zudem sei die Mehrzahl der Öl- und Gasheizungen veraltet und der Anteil der erneuerbaren Energien mit 15 Prozent im Wärmesektor zu niedrig.

 

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