November 2020 |
201110 |
ENERGIE-CHRONIK |
Aussagekräftiger als die Prognosen der Vergleichsportale ist diese BDEW-Statistik, wonach sich der Strompreis für einen Haushalt mit 3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch binnen zwanzig Jahren mehr als verdoppelt hat. Dabei ist dieser Anstieg fast nur auf die zunehmende Befrachtung des Strompreises mit staatlich auferlegten Belastungen zurückzuführen: Zum Beispiel entfallen von den 31,71 Cent, die in diesem Jahr die Kilowattstunde kostet, lediglich 15,18 Cent auf Beschaffung, Netzentgelte und Vertrieb. Das sind lediglich 2,18 Cent mehr als 1998. Dagegen sind Steuern, Abgaben und Umlagen pro Kilowattstunde um 16,53 Cent gestiegen. Der Anteil staatlich bedingter Belastungen des Strompreises hat sich somit von 24 auf 52 Prozent erhöht. (Vergrößern) |
Trotz der Milliardenzuschüsse aus dem Bundeshaushalt, mit denen die EEG-Umlage im kommenden Jahr um fast vier Prozent gesenkt wird (201001), erwartet die Stromverbraucher auch im kommenden Jahr ein weiterer Preisanstieg in der Grundversorgung. Dies zeigen Berechnungen, die von den beiden Vergleichsportalen Check24 und Verivox am 19. November veröffentlicht wurden.
Laut Check24 erhöhen Anfang kommenden Jahres 59 Grundversorger den Strompreis. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen 4,6 Prozent und betreffen rund eine Million Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 5.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 74 Euro pro Jahr. Demgegenüber haben nur 47 Grundversorger eine Preissenkung angekündigt, die im Schnitt 2,4 Prozent beträgt und rund 300.000 Haushalte betrifft.
Dagegen haben laut Verivox 42 Grundversorger Preissteigerungen von durchschnittlich 2,4 Prozent mitgeteilt, was Mehrkosten von 31 Euro entspricht. Gleichzeitig haben 45 Grundversorger Preissenkungen von durchschnittlich 1,8 Prozent angekündigt. Für eine Familie mit einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden bedeutet das eine Entlastung von 24 Euro.
Die Daten beider Unternehmen stimmen somit zwar nicht in den Details überein – was möglicherweise auf einer unterschiedlich breiten Datenbasis beruht – , lassen aber doch einen tendenziellen Preisanstieg in der Grundversorgung erkennen. Diese wird von den Tarifvergleichern als Referenzpreis herangezogen, um Verbrauchern eine möglichst hohe Ersparnis vorrechnen zu können, die der Wechsel zu einem Wahltarif bringt. Sie veröffentlichen deshalb solche Berechnungen regelmäßig im November, um den Lieferantenwechsel und damit ihr eigenes Geschäft zu beleben: Sofern Strom- und Gasanbieter zum Jahresanfang eine Preisänderung beabsichtigen, müssen sie das ihren Kunden bis spätestens 20. November mitteilen. Diese haben dann ein gesetzliches Sonderkündigungsrecht und können in der Regel ohne Einhaltung einer Frist zu einem günstigeren Anbieter wechseln. Kunden in der Grundversorgung können dagegen jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen kündigen, zahlen aber in aller Regel deutlich höhere Preise als bei Wahltarifen.
Eindeutiger ist der Anstieg der Grundversorger-Gaspreise, den beide Tarifvergleicher ebenfalls konstatieren. Am 23. November teilte Check24 mit, dass Anfang kommenden Jahres 277 Grundversorger – das sind mehr als ein Drittel – höhere Gaspreise verlangen. Im Durchschnitt betragen die Erhöhungen 6,6 Prozent und betreffen rund 1,6 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 95 Euro pro Jahr. Dagegen haben nur 13 Grundversorger eine Preissenkung angekündigt, die im Schnitt 5,3 Prozent beträgt. Davon profitieren rund 240.000 Haushalte.
In einer vom 18. November datierten Pressemitteilung von Verivox hieß es dagegen, dass bisher 104 Gas-Grundversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 7,1 Prozent angekündigt hätten. Für einen Musterhaushalt mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeute das Mehrkosten in Höhe von rund 100 Euro pro Jahr. Nur zwei von bundesweit 712 Gas-Grundversorgern wollten aktuell ihre Preise um durchschnittlich 1,3 Prozent senken.
zu Strompreisen für Haushalte
zu Gaspreisen für Haushalte