Oktober 2019 |
191012 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der in Oldenburg ansässige Kommunalkonzern EWE verliert zum ersten Mal die örtliche Stadtverwaltung als Stromkunden. Bei der jüngsten Ausschreibung des städtischen Jahresbedarfs von rund 12,5 Gigawattstunden bekamen stattdessen die Gemeindewerke Oberhaching aus Bayern als günstigster Anbieter den Zuschlag. Ab Januar werden deshalb sie für die nächsten zwei Jahre der Stromlieferant sein. Es war das erste Mal, dass die EWE bei der Ausschreibung den kürzeren zog. Gegenüber der lokalen "Nordwest-Zeitung" (14.10.) bedauerte das Unternehmen den entgangenen Auftrag und kündigte an, bei der Neuvergabe in zwei Jahren erneut ein Angebot abzugeben.
Im Unterschied zur EWE, die konventionelle und erneuerbare Stromerzeugungsanlagen mit einer Kapazität von etwa 1,4 Gigawatt betreibt, verfügen die Gemeindewerke Oberhaching über keinerlei Eigenerzeugung. Ihren Angaben zufolge beschaffen sie den Strom "aus verschiedenen Wasserkraftwerken in Europa", wobei "die Einhaltung der Produktvoraussetzungen und der Nachweispflichten regelmäßig durch den TÜV kontrolliert und in Form eines Zertifikats beglaubigt wird". Es handelt sich demnach um die übliche Augenwischerei mit "Ökostrom"-Zertifikaten (siehe Hintergrund, Dezember 2013).
Die Stadt Oldenburg ist nicht nur Sitz der EWE AG, sondern mit 11,51 Prozent deren größter Anteilseigner. Im übrigen gehört der Kommunalkonzern, der 1998 aus der Fusion mit dem Überlandwerk Nord-Hannover entstand (980709), zwanzig weiteren Städten und Landkreisen im Ems-Weser-Elbe-Gebiet, die über den EWE-Verband und drei zwischengeschaltete Beteiligungsgesellschaften hundert Prozent der Aktien besitzen.
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat die strategische Beteiligung von 26 Prozent, die sie 2008 erwarb (080701), vor vier Jahren wieder aufgegeben. Im Gegenzug bekam sie von EWE die Mehrheit am ostdeutschen Ferngasunternehmen VNG (151001). Im Juni dieses Jahres hat sie dem EWE-Verband auch die restlichen sechs Prozent überlassen, die sie seit 2016 noch besaß (160414).