Juli 2019

190713

ENERGIE-CHRONIK


 

Wie diese Grafik des Bundesforschungsministeriums erkennen läßt, liegen die vier wichtigsten Schwerpunkte der deutschen Batterieforschung in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen.

Heftige Kritik an Karliczek wegen Standortvergabe für Batteriezellforschung

Die Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) sieht sich scharfer Kritik ausgesetzt, weil ihr Ministerium die Stadt Münster mit dem dortigen Uni-Institut "Electrochemical Energy Technology" als Standort für ein Projekt zur Batteriezellforschung ausgewählt hat. Münster grenzt an den Wahlkreis Steinfurt III von Karliczek, und im benachbarten Ibbenbüren, der Heimatstadt der Ministerin, soll ein Teil des Komplexes entstehen. Vor allem die Landesregierungen von Baden-Württemberg und Bayern zeigen sich empört, weil damit Ulm und Augsburg übergangen wurden, die von der Fraunhofer-Gesellschaft ebenfalls als besonders geeignet bezeichnet wurden. Ostdeutsche Landespolitiker äußerten sich ebenfalls enttäuscht, weil die Vergabe nicht nach Dresden erfolgte, das allerdings von vornherein weniger Chancen hatte. Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt dagegen die Entscheidung des Forschungsministeriums.

CSU-Chef Söder spricht von offenkundiger "Wahlkreisentscheidung"

Für den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder (CSU) handelt es sich um eine offenkundige "Wahlkreisentscheidung", die einen "Wettbewerbsnachteil für das ganze Land" bedeute. Sein Stuttgarter Amtskollege Winfried Kretschmann (Grüne) sprach von einer "Fehlentscheidung" und versicherte, der Widerspruch habe nichts damit zu tun, "dass wir nicht verlieren können". Die beiden Ministerpräsidenten halten Ulm oder Augsburg mit Blick auf die in Süddeutschland angesiedelten Autoindustrie und deren Zulieferer für geeigneter, da die Batteriezellforschung hauptsächlich mit Blick auf den erwarteten Massenbedarf von Elektroautos forciert werden soll. Bisher werden diese Fahrzeuge fast nur mit mit Batteriezellen aus asiatischer Fertigung bestückt.

Sondersitzung des Forschungsausschusses

Im Bundestag beantragten Grüne, FDP und Linke eine Sondersitzung des Forschungsausschusses, die am 24. Juli stattfand und in der die Ministerin ihre Auswahlentscheidung rechtfertigen musste. Die Sitzung war nicht öffentlich. Presseberichten zufolge argumentiert Karliczek damit, dass sie die Entscheidung keineswegs selber getroffen, sondern bewusst anderen Stellen ihres Ministeriums übertragen habe. Für Münster spreche, dass hier bereits das Uni-Institut Electrochemical Energy Technology (MEET) angesiedelt ist und mit anderen führenden Experten für Lithium-Ionen-Batterien an der RWTH Aachen sowie am Forschungszentrum Jülich kooperiert (siehe Grafik).

Batteriefabrik wird nicht für den Markt produzieren

Für den Standort der geplanten "Forschungsfertigung Batteriezelle" hatte das Bundesforschungsministerium (BMBF) einen deutschlandweiten Wettbewerb ausgeschrieben. Die gemeinsame Bewerbung des Münsteraner Uni-Instituts MEET, des PEM-Instituts der RWTH Aachen, des Forschungszentrums Jülich und des Helmholtz-Instituts Münster wurde von der nordrhein-westfälischen Landesregierung unterstützt. Die Entscheidung für Münster wurde am 28. Juni bekanntgegeben. Die Förderung des BMBF beläuft sich auf etwa 500 Millionen Euro für den Aufbau. Die NRW-Landesregierung will zusätzlich mehr als 200 Millionen Euro beisteuern. Wenn die Batteriefabrik voraussichtlich 2022 den Betrieb aufnimmt, produziert sie nicht für den Markt. Sie soll lediglich die Voraussetzungen schaffen, um Materialien, Zellkonzepte, Produktionsprozesse und zugehörige Maschinen entwickeln, testen und optimieren zu können. Auf diese Weise soll der deutsche bzw. europäische Einstieg in eine eigene Massenproduktion leistungsfähiger Batteriezellen erleichtert werden.

 

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