August 2014

140804

ENERGIE-CHRONIK


Neubau von Pumpspeicherkraftwerken lohnt sich derzeit nicht

Pumpspeicherkraftwerke sind unter den gegenwärtigen Marktverhältnissen wenig rentabel. Sie haben am Markt für Regelenergie oder beim vortägigen Börsenhandel das Nachsehen, weil sich der Ausgleich von Last- und Erzeugungsschwankungen mittels Steinkohle- oder Gaskraftwerken meistens billiger bewerkstelligen läßt. Das drückt die erzielbaren Preise. Hinzu kommt, daß die Solarstromerzeugung viele mittäglichen Lastspitzen kompensiert, die früher mit Strom aus Pumpspeicherkraftwerken abgedeckt wurden. Der Neubau von Pumpspeicherkraftwerken lohnt sich unter diesen Umständen momentan nicht. Mit dem Anstieg der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen wird aber langfristig auch die stromwirtschaftliche Bedeutung und Rentabilität solcher Anlagen wieder zunehmen, weil sie dann für die Netz- und Marktintegration der Erneuerbaren benötigt werden. – So lautet ein Befund der "trilateralen Studie zu Pumpspeicherkraftwerken in Deutschland, Österreich und der Schweiz", die das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie am 18. August veröffentlichte.

Gemeinsame Studie von Deutschland, Österreich und der Schweiz

Die Durchführung der Pumpspeicher-Studie war von den Wirtschaftsministern der drei Länder im Mai 2012 vereinbart worden. Sie besteht aus drei Teilen und einem zusammenfassenden Bericht. Die rechtliche Situation in den drei Ländern begutachtete eine Wirtschaftskanzlei im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Die wirtschaftlichen Perspektiven untersuchte die Technische Universität Berlin im Auftrag des schweizerischen Bundesamts für Energie. Die Bewertung des Beitrags von Pumpspeicherkraftwerken zur Energieversorgung besorgte das Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft der RWTH Aachen im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Den zusammenfassenden Bericht erstellte das Energy Science Center der ETH Zürich im Auftrag des schweizerischen Bundesamts für Energie.

Vorerst reicht die im System vorhandene operative Flexibilität

Wichtigstes Ergebnis der von der RWTH Aachen angefertigten Teilstudie ist, daß langfristig auf Pumpspeicherkraftwerke für die Netz- und Marktintegration der erneuerbarer Energien nicht verzichtet werden könne. Allerdings kämen die spezifischen Vorteile dieser Anlagen erst dann voll zur Geltung, wenn der Anteil der Erneuerbaren am Strom-Mix zu dominieren beginnt. In den kommenden zehn Jahren werde dies in Deutschland, Österreich und der Schweiz noch nicht der Fall sein. Die bereits im System vorhandene operative Flexibilität, z.B. in Form von flexiblen thermischen Kraftwerken, werde solange noch ausreichen. Größere Chancen hätten die Pumpspeicherkraftwerke in einem auf zwanzig Jahre angelegten Langfristszenario, in dem der Beitrag der Erneuerbaren von vierzig auf fünfzig Prozent steigt. Ab einem Erneuerbaren-Anteil von sechzig Prozent sei sogar ein stark ansteigender Nutzen zu erwarten, weil sich dann nur noch mit Pumpspeicherkraftwerken oder ähnlichen Anlagen ein Abregeln der überschüssigen Stromproduktion verhindern läßt.

Allerdings lägen die Pumpspeicherkraftwerke oft abseits der Regionen, in denen der Wind- oder Solarstrom erzeugt wird. Voraussetzung für die optimale Nutzung des Flexibilitätspotenzials von Pumpspeicherkraftwerken zur Netz- und Marktintegration der Erneuerbaren sei deshalb ein leistungsfähiges Übertragungsnetz. Eine weitere Einschränkung machen die Gutachter der RWTH Aachen hinsichtlich der Stromerzeugung aus Biomasse/Biogas: Falls es hier in größerem Umfang zu einer Flexibilisierung der Stromerzeugung kommen sollte (130813), werde sich das auf den Bedarf an Pumpspeicher-Kapazitäten entsprechend auswirken.

Große Unterschiede bei den Deckungsbeiträgen – aber alle sind zu gering

Bei der Untersuchung der wirtschaftlichen Perspektiven gelangte die Teilstudie der Technischen Universität Berlin zu dem Schluß, daß Pumpspeicherkraftwerke unter den heutigen Marktbedingungen in allen drei Ländern zu geringe Deckungsbeiträge erwirtschaften. Der Bau neuer Anlagen rentiere sich unter betriebswirtschaftlichen Überlegungen überhaupt nicht, soweit sie für reine Strommarktanwendungen gedacht sind, weil die erforderlichen hohen Investitionskosten in aller Regel nicht amortisiert werden könnten. Auffällig seien dabei die großen Unterschiede in den drei betrachteten Ländern: Die geringsten Deckungsbeiträge wurden für die Schweiz errechnet. Die beste, aber ebenfalls ungenügende Ertragssituation ergab sich für Anlagen in Österreich. Die frappanten Unterschiede zwischen den Ländern lassen die Gutachter vermuten, daß eine engere Zusammenarbeit im internationalen Regelenergiemarkt von Nutzen wäre.

Link (extern, ohne Gewähr)

 

Die Pumpspeicherkraftwerke des deutschen Stromnetzes

(Anlagen ≥ 10 MW / Quelle: Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur vom 16. 7. 2014)

 

Unternehmen Kraftwerksname Bundesland Blockname Aufnahme der kommerziellen Stromerzeugung Netto-Nennleistung in MW Netz- oder Umspannebene in kV Name Stromnetzbetreiber
Vattenfall Europe Generation AG Geesthacht Schleswig-Holstein PSS A 1958 119,1 110 Stromnetz Hamburg GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Geesthacht Schleswig-Holstein PSS B 1958   110 Stromnetz Hamburg GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Geesthacht Schleswig-Holstein PSS C 1958   110 Stromnetz Hamburg GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Goldisthal Thüringen PSS A 2004 1.052,0 380 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Goldisthal Thüringen PSS B 2003   380 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Goldisthal Thüringen PSS C 2004   380 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Goldisthal Thüringen PSS D 2004   380 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 1 Thüringen PSS A 1959 59,8 110 TEN Thüringer Energienetze GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 1 Thüringen PSS B 1959   110 TEN Thüringer Energienetze GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 Thüringen PSS A 1966 317,8 220 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 Thüringen PSS B 1966   220 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 Thüringen PSS C 1966   220 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 Thüringen PSS D 1966   220 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 Thüringen PSS E 1966   220 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 Thüringen PSS F 1966   220 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 Thüringen PSS G 1966   220 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 Thüringen PSS H 1966   220 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Markersbach Sachsen PSS A 1980 1.045,2 380 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Markersbach Sachsen PSS B 1980   380 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Markersbach Sachsen PSS C 1980   380 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Markersbach Sachsen PSS D 1980   380 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Markersbach Sachsen PSS E 1980   380 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Markersbach Sachsen PSS F 1980   380 50 Hertz Transmission GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Niederwartha Sachsen PSS C 1957 39,8 110 ENSO Netz GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Niederwartha Sachsen PSS D 1957   110 ENSO Netz GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Bleiloch Thüringen PSS A 1932 79,8 110 TEN Thüringer Energienetze GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Bleiloch Thüringen PSS B 1932   110 TEN Thüringer Energienetze GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Wendefurth Sachsen-Anhalt PSS A 1967 79,7 110 HSN Magdeburg GmbH
Vattenfall Europe Generation AG Wendefurth Sachsen-Anhalt PSS B 1968   110 HSN Magdeburg GmbH
TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG KW Kühtai Österreich Kühtai Ma1 1981 144,5 220 TIWAG-Netz AG/APG/TenneT
TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG KW Kühtai Österreich Kühtai Ma 2 1981 144,5 220 TIWAG-Netz AG/APG/TenneT
Statkraft Markets GmbH Erzhausen Niedersachsen   1964 220,0 220 TenneT TSO GmbH
Stadtwerke München GmbH Leitzach 1 Bayern 1 1983 49,0 110 SWM Infrastruktur GmbH
Stadtwerke München GmbH Leitzach 2 Bayern 2 1960 49,8 110 SWM Infrastruktur GmbH
Société Electrique de l'Our S.A. PSW Vianden Luxemburg Maschine 6 1964 100,0 220 Amprion GmbH
Société Electrique de l'Our S.A. PSW Vianden Luxemburg Maschine 7 1964 100,0 220 Amprion GmbH
Société Electrique de l'Our S.A. PSW Vianden Luxemburg Maschine 8 1963 100,0 220 Amprion GmbH
Société Electrique de l'Our S.A. PSW Vianden Luxemburg Maschine 9 1964 100,0 220 Amprion GmbH
Société Electrique de l'Our S.A. PSW Vianden Luxemburg Maschine 1 1962 100,0 220 Amprion GmbH
Société Electrique de l'Our S.A. PSW Vianden Luxemburg Maschine 2 1962 100,0 220 Amprion GmbH
Société Electrique de l'Our S.A. PSW Vianden Luxemburg Maschine 3 1963 100,0 220 Amprion GmbH
Société Electrique de l'Our S.A. PSW Vianden Luxemburg Maschine 4 1963 100,0 220 Amprion GmbH
Société Electrique de l'Our S.A. PSW Vianden Luxemburg Maschine 5 1963 100,0 220 Amprion GmbH
Société Electrique de l'Our S.A. PSW Vianden Luxemburg Maschine 10 1975 196,0 220 Amprion GmbH
Schluchseewerk Aktiengesellschaft Säckingen Baden-Württemberg Säckingen 1966 360,0 220 Amprion/ Transnet BW
Schluchseewerk Aktiengesellschaft Häusern Baden-Württemberg Häusern 1931 100,0 110 Amprion / Transnet BW
Schluchseewerk Aktiengesellschaft Kraftwerk Waldshut Baden-Württemberg Waldshut 1951 150,0 110 Netze BW GmbH
Schluchseewerk Aktiengesellschaft Wehr Baden-Württemberg Wehr 1975 910,0 380 Amprion / Transnet BW
Schluchseewerk Aktiengesellschaft Witznau Baden-Württemberg Witznau 1943 220,0 110 Amprion/ Transnet BW
RWE Power AG Koepchenwerk Nordrhein-Westfalen Koepchenwerk 1989 153,0 220 Amprion GmbH
Mark-E AG Pumpspeicherwerk Rönkhausen Nordrhein-Westfalen PSW 1969 138,0 110 Enervie AssetNetWork GmbH
GDF SUEZ Energie Deutschland AG Kraftwerksgruppe Pfreimd Bayern PSKW Tanzmühle 1959 28,0 110 E.ON Netz GmbH
GDF SUEZ Energie Deutschland AG Kraftwerksgruppe Pfreimd Bayern PSKW Reisach 1955 99,0 110 E.ON Netz GmbH
EnBW Energie Baden-Württemberg AG Rudolf-Fettweis-Werk Baden-Württemberg Pumpspeicherkraftwerk Schwarzenbachwerk 1926 43,0 110 Netze BW GmbH
EnBW Energie Baden-Württemberg AG Pumpspeicherkraftwerk Glems Baden-Württemberg Pumpspeicherkraftwerk Glems 1964 90,0 110 Netze BW GmbH
EnBW Energie Baden-Württemberg AG Kopswerk I Österreich Masch. 1 bis 3 1968 247,0 220 Transnet BW GmbH
EnBW Energie Baden-Württemberg AG Kopswerk II Österreich Masch. 1 bis 3 2008 525,0 220 Transnet BW GmbH
EnBW Energie Baden-Württemberg AG Lünerseewerk Österreich Masch. 1 bis 5 1957 238,0 220 Transnet BW GmbH
EnBW Energie Baden-Württemberg AG Rodundwerk I Österreich Masch. 1 bis 4 1943 198,0 220 Transnet BW GmbH
EnBW Energie Baden-Württemberg AG Rodundwerk II Österreich Masch. 1 2012 295,0 220 Transnet BW GmbH
E.ON Kraftwerke GmbH Waldeck1/Bringhausen Hessen Waldeck1/Bringhausen 1931 143,0 110 E.ON Netz GmbH
E.ON Kraftwerke GmbH Waldeck 2 Hessen Waldeck 2 1974 480,0 380 TenneT TSO GmbH
E.ON Kraftwerke GmbH Happurg Bayern Happurg 1958 160,0 110 E.ON Netz GmbH
Donau-Wasserkraft AG PSW Langenprozelten Bayern entfällt 1974 164,0 110 DB Energie GmbH (110 kV Anschluß in das Netz der DB und 20 kV Anschluß an E.ON Bayern für den Eigenbedarf)