April 2014 |
140413 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die im Juli 2009 gegründete Wüstenstrom-Planungsgesellschaft Dii GmbH (090702) bröckelt weiter. Nachdem schon 2012 Siemens und Bosch ihre Mitgliedschaft nicht verlängert hatten, werden zum Ende dieses Jahres auch E.ON und die HSH Nordbank als Gesellschafter ausscheiden. Außerdem verläßt das Bauunternehmen Bilfinger den Kreis der assoziierten Partner.
Der Austritt weiterer Unternehmen ist zu erwarten. Gegenüber dem "Handelsblatt" (14.4.) bestätigte Dii-Geschäftsführer Paul van Son diese negative Entwicklung, indem er sie positiv formulierte: "Die Mehrzahl unserer verbleibenden 18 Gesellschafter hat uns jetzt schon gesagt, daß sie bleiben werden." Dazu gehöre auch RWE.
Siemens und Bosch hatten sich seinerzeit hauptsächlich deshalb zurückgezogen, weil sie ihr Solargeschäft aufgaben (121012, 130305). Bei den neuen Abgängen steht dagegen im Vordergrund, daß das Firmennetzwerk nicht die ursprünglich erwarteten Vorteile zu bieten vermag. "Wir konzentrieren uns auf unsere eigenen Projekte", erklärte ein E.ON-Sprecher. Bilfinger nannte als Begründung für den Rückzug, daß "sich die Dii von einer Industrie-Initiative, die konkrete Projekte umsetzen will, zu einer verbandsähnlichen Interessenvertretung entwickelt hat".
Die "Desertec Industrial Initiative" (Dii) war ursprünglich gegründet worden, um die von der "Desertec Foundation" entwickelte Vision zu verwirklichen, Europa mit Solarstrom aus dem sonnenreichen Gebieten Nordafrikas und des Mittelmeerraums zu versorgen (090604). Die beteiligten Finanz- und Industrieunternehmen versprachen sich davon ein gigantisches Geschäft. Sie übersahen aber die technischen, finanziellen und geopolitischen Probleme, welche die Realisierung eines solchen Projekts keineswegs als sinnvoll erscheinen lassen. Es kam auch nicht zu der erhofften großzügigen Unterstützung durch Regierungen und EU (100806). Die Dii begann daraufhin kleinere Brötchen zu backen, indem sie die Wüstenstromerzeugung zur Versorgung der Wüstenstaaten selber propagierte. Das Verhältnis zur namensgebenden "Desertec Foundation" hatte sich inzwischen so abgekühlt, daß die "Desertec Industrial Initiative" nur noch in der Kurzform Dii weitergeführt werden durfte. Im Sommer vorigen Jahres kam es innerhalb der Dii-Geschäftsführung zu einem offenen Machtkampf um die künftige Strategie. Seitdem ist die "Desertec Foundation" auch aus dem Kreis der Dii-Gesellschafter ausgeschieden (130707).
"Veränderungen im Dii-Firmennetzwerk hat es immer wieder gegeben und das wird auch so bleiben", hieß es am 14. April in einer Stellungnahme der Planungsgesellschaft zum Rückzug von E.ON, HSH Nordbank und Bilfinger. Der ursprünglich stark von deutschen Unternehmen dominierte Kreis der Mitglieder sei "seit 2009 immer internationaler geworden" und umfasse mittlerweile Unternehmen aus 17 Ländern. Die Dii verfolge weiterhin das Ziel, "den Strommix in Nordafrika und dem Nahen Osten positiv in Richtung erneuerbare Energien zu verschieben". Dabei sehe man jedoch weiterhin "klar am Horizont" auch die Möglichkeit eines Stromaustauschs zwischen den Ländern Nordafrikas, des Nahen Ostens und Europas samt der "damit verbundenen Geschäftschancen".