August 2012 |
120816 |
ENERGIE-CHRONIK |
Das Stadtwerke-Netzwerk ASEW beendet zum Ende des Jahres die Zusammenarbeit mit dem Ökostrom-Zertifizierer Grüner Strom Label e.V. (GSL) und wechselt mit dem Ökostromangebot "energreen" (991123) zum TÜV Nord, der ab Anfang 2013 die Zertifizierung übernimmt. Als Grund für den Wechsel nannte die ASEW am 3. August eine Reihe neuer Bedingungen für die Erteilung des GSL-Labels, wodurch einige langjährige energreen-Anbieter benachteiligt würden. Der Verein Grüner Strom Label bestätigte seinerseits am 10. August die Beendigung der langjährigen Zusammenarbeit, weil die ASEW den neue GSL-Kriterienkatalog nicht als Grundlage der weiteren Zertifizierung angenommen habe.
Die Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung (ASEW) ist ein Fachverband, dem bundesweit über 270 kommunale Versorgungsunternehmen angehören. Die ASEW wurde 1989 als Arbeitsgemeinschaft im Verband kommunaler Unternehmen (VKU) mit dem Ziel gegründet, eine rationelle, sparsame und umweltschonende Energie- und Ressourcenverwendung zu fördern.
Grüner Strom Label e. V. (GSL) ist eine Initiative von drei Umweltschutzverbänden (BUND, NABU, DNR), der Erneuerbare-Energien-Vereinigung "Eurosolar", der Verbraucherinitiative e.V. sowie zwei Friedensverbänden (IPPNW Deutschland, NatWiss). Änderungen der Label-Kriterien müssen von allen Trägerverbänden diskutiert und genehmigt werden.
Hauptgrund für die Trennung scheint zu sein, daß das GSL-Label künftig auch für kleinere Anbieter von "energreen"-Strom nur noch dann vergeben werden soll, wenn diese tatsächlich einen entsprechenden Liefervertrag für Strom aus erneuerbaren Energien abgeschlossen haben. Bisher war das nur bei einem Absatz von mehr als einer Gigawattstunde jährlich vorgeschrieben. "Aus unserer Sicht ist diese Änderung nicht nachvollziehbar, denn dadurch werden kleinere Anbieter wirtschaftlich benachteiligt", erklärte ASEW-Chefin Vera Litzka. Zudem sei fraglich, ob man für sehr kleine Absatzmengen einen Direktliefervertrag für grünen Strom erhalten könne. Als Folge der neuen Bestimmung werde "energreen" für kleinere Anbieter unattraktiv.
"Weiteren Anlaß zur Diskussion gab die Forderung des GSL, den derzeit geltenden Aufschlag von vier Cent pro Kilowattstunde für energreen-Strom auf nur noch einen Cent abzusenken", hieß es in der ASEW-Darstellung weiter. Da viele "energreen"-Anbieter mit dem größten Teil dieses Aufpreises (3,2 Cent) den Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort unterstützen würden, hätte diese Absenkung begonnene Projekte gefährdet und sei ebenfalls nicht akzeptabel gewesen.
Dritter Stein des Anstoßes war für die ASEW die Bekräftigung des GSL-Kriteriums, das Label nicht an Stadtwerke zu vergeben, die direkt an einem Atomkraftwerk beteiligt sind. Von den 64 "energreen"-Anbietern betrifft diese Bestimmung lediglich die Stadtwerke Bielefeld, die über die Gemeinschaftskraftwerk Weser GmbH bis heute am Kernkraftwerk Grohnde beteiligt sind (030209). Bisher wurde für diese stillschweigend eine Ausnahme gemacht. Das soll aber ab 2013 nicht mehr gelten.
Der Verband Grüner Strom Label bestätigte in seiner Darstellung im wesentlichen diese drei Konfliktpunkte. Hinsichtlich der Höhe des Förderbetrags hätten sich jedoch die Kriterien nicht geändert. Schon seit Jahren bestehe die Möglichkeit, ihn bis auf ein Cent pro Kilowattstunde abzusenken, um so mehr Neukunden zu gewinnen und insgesamt eine Erhöhung des Förderbetrags zu erreichen. Die bisherige Ausnahmeregelung für einen jährlichen Ökostrom-Absatz unter einer Gigawattstunde sei nicht mehr erforderlich, da heute auch kleinere Mengen in der entsprechenden Qualität beschafft werden könnten. Im Fall der Atomkraftwerks-Beteiligung der Stadtwerke Bielefeld habe man bisher eine Ausnahme gemacht, weil es sich bei Grohnde um einen Altbestand handele und weil die Stadtwerke insgesamt eine auf Nachhaltigkeit und Ausbau der erneuerbaren Energien ausgerichtete Unternehmenspolitik verfolgten. Inzwischen sei eine solche Kraftwerksbeteiligung aber nicht mehr nötig. Es sei den Stadtwerken Bielefeld wirtschaftlich zuzumuten, sich von einer solchen Beteiligung zu trennen.