März 2012

120308

ENERGIE-CHRONIK


EnBW erhöhte Beteiligung an MVV Energie heimlich auf 22,5 Prozent

Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat ihre Beteiligung an der Mannheimer MVV Energie, die offiziell 15,1 Prozent beträgt, heimlich ausgebaut und kann inzwischen über insgesamt 22,48 Prozent verfügen. Außerdem besitzt GDF Suez 6,29 Prozent der Stimmrechte. Dies stellte sich jetzt heraus, nachdem eine Neuregelung des Wertpapierhandelsgesetzes (WPHG) in Kraft trat: Gemäß § 41Abs. 4d WPHG müssen nun auch solche Beteiligungen offengelegt werden, die zum Stichtag 1. Februar 2012 mittels Finanzinstrumenten erworben werden konnten, soweit damit fünf Prozent oder mehr der Stimmrechte verbunden sind. Die Meldung muß innerhalb von 30 Handelstagen erfolgen.

Inklusive der 7,4 Prozent, die sie über Finanzinstrumente erworben hat, ist die EnBW derzeit der größte Aktionär der MVV Energie nach der Stadt Mannheim.

Wie aus einer Pflichtmitteilung der MVV Energie vom 29. Februar hervorgeht, hat sich die EnBW über ein zum 13. September 2012 fälliges "Swapgeschäft auf einen Aktienkorb mit Barausgleich" zusätzlich 7,43 Prozent an dem Mannheimer Kommunalkonzern gesichert. Das Paket wurde im Auftrag der EnBW von der Barclays-Bank gekauft. Sicher handelte es sich dabei nicht um ein reines Finanzgeschäft, wie es jetzt seitens der EnBW dargestellt wird. Vielmehr dürfte damit die Absicht verfolgt worden sein, die bestehende Beteiligung doch noch zu einer "strategischen Partnerschaft" auszubauen, nachdem die Stadt Mannheim solchen Plänen, die bereits unter dem früheren EnBW-Chef Utz Claassen verfolgt wurden, eine klare Absage erteilt hatte. Die Aktienkäufe durch die Barclays-Bank haben dem Vernehmen nach bereits 2008 oder 2007 begonnen.

Indessen gilt es als unwahrscheinlich, daß die EnBW tatsächlich von der Möglichkeit Gebrauch machen wird, Ende September ihre Beteiligung an MVV auf 22,48 Prozent aufzustocken. Die fünf Millionen Aktien würden sie rund 140 Millionen Euro kosten, die schlecht zu ihrer gegenwärtigen Finanzlage passen. Außerdem müßte das Bundeskartellamt zustimmen, das ihr schon Ende 2004 den Erwerb der 15-prozentigen Beteiligung nur unter Verzicht auf einen Sitz im Aufsichtsrat genehmigt hat (041205). Die Stadt Mannheim hat auch keineswegs die Absicht, ihre Mehrheitsbeteiligung an den früheren Stadtwerken aufzugeben. Die Übernahme des Anteils wäre deshalb für die EnBW allenfalls interessant, um ihn weiterzuverkaufen.

GDF Suez verfügt schon seit 2007 über 6,3 Prozent

Aufgrund der Änderung des Wertpapierhandelsgesetzes war auch GDF Suez genötigt, die bisher verschwiegene Beteiligung von 6,3 Prozent an der MVV Energie offenzulegen. Wie der französische Konzern am 8. Februar mitteilte, hat er die Anteile bereits 2007 im Zusammenhang mit der Veräußerung von Aktien durch die Stadt Mannheim und der folgenden Kapitalerhöhung über den Markt erworben. Meldepflichtig wurde die Beteiligung erst jetzt, da 3,3 Prozent über Finanzbeteiligungen gehalten werden. Die Suez-Tochter Electrabel gehörte 2007 auch zu den Bietern für die 16,1 Prozent, die von der Stadt Mannheim an die RheinEnergie verkauft wurden (070509). Die damals erworbene Beteiligung hat RheinEnergie im Oktober 2008 über die Börse auf 16,3 Prozent aufgestockt.

Das Bekanntwerden der bislang verschwiegenen Beteiligungen hat den Kurs der MVV-Aktie vorübergehend deutlich steigen lassen: Von 24 auf bis zu 28 Euro. Anscheinend wurde auf bevorstehende Verschiebungen im Gesellschaftergefüge spekuliert. Die Landesbank Baden-Württemberg vermochte jedoch bei keinem der drei Großaktionäre eine entsprechende Motivation zu erkennen, zumal die Stadt Mannheim nicht bereit sei, ihre Anteile noch weiter zu reduzieren. Die RheinEnergie sei mit ihrer MVV-Beteiligung sogar unzufrieden und habe sie inzwischen mehrmals abgewertet.