März 2011

110314

ENERGIE-CHRONIK


Bizarre Affäre um angebliche Elektroauto-Geheimnisse

Das Autobündnis Renault-Nissan entließ Mitte Januar drei Spitzenmanager, weil sie streng geheime Konstruktionsunterlagen für Elektroautos verraten hätten, und erstattete Anzeige wegen Geheimnisverrats. Firmenchef Carlos Ghosn verkündete im Fernsehen, das französisch-japanische Unternehmen sei Opfer eines schweren Spionage-Angriffs geworden. Industrieministers Eric Besson sprach von "Wirtschaftsspionage". Präsident Sarkozy schaltete den Geheimdienst ein. Der regierungsnahe "Figaro" deutete an, daß hinter der Spionage die Chinesen stecken würden. Verraten worden seien sowohl Geheimnisse der Batterie wie des Antriebsstrangs. Die Zeitung provozierte damit eine heftiges Dementi der chinesischen Regierung.

Tatsächlich war Renault-Nissan einem Betrüger aus dem eigenen Hause aufgesessen. Die angeblichen Belege erwiesen sich als gefälscht. Am 3. März teilte der französische Inlands-Geheimdienst DCRI mit, "keine Spur von Spionage" gefunden zu haben. Am 11. März verhaftete der Geheimdienst den stellvertretenden Leiter der firmeneigenen Sicherheitsabteilung, Dominique Gevrey. Er wird verdächtigt, die 250.000 Euro selber eingesteckt zu haben, die er als Bezahlung für angebliche Informanten kassierte.

Die bizarre Affäre zeigt, daß sogar Chefs von Elektroauto-Unternehmen wenig Ahnung von der technischen Seite ihres Geschäfts haben. Denn auch Renault-Nissan ist bisher nicht die Erfindung einer Batterie gelungen, die den Aktionsradius von Elektroautos wesentlich erweitern und damit das wichtigste Absatzhindernis beseitigen würde. Die Antriebstechnik bietet noch weniger Grund zur Spionage. Hier gibt es ungefähr so viele Geheimnisse zu erkunden wie bei einem Staubsauger. Den kompletten Antriebsstrang für die neuesten Elektrofahrzeuge von Renault liefert ohnehin ein deutscher Hersteller...

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