Februar 2011

110210

ENERGIE-CHRONIK


"Kofler Energies Club" schon nach vier Monaten am Ende


Hoch hinaus wollte Georg Kofler, als er am 7. Oktober 2010 seinen Energieeffizienz-Club vorstellte. Von einem "ADAC der deutschen Energiesparer" war damals die Rede, der schon nach zwei Jahren mit einer Million Mitgliedern einen Milliardenumsatz erzielen würde.

Der Unternehmer Georg Kofler hat sich offenbar arg verschätzt, als er vor vier Monaten den "Kofler Energies Club" gründete und mit dem Versprechen enormer Einsparungen an Energiekosten um Mitglieder warb. Wie er am 11. Februar mitteilte, werden alle Werbe- und Vertriebsaktivitäten des Clubs eingestellt. Das Interesse sei zu gering. Die Kofler Energies AG beschränke sich fortan wieder auf das Gebiet der Energiedienstleistungen für Geschäftskunden, auf dem sie seit über zwei Jahren tätig ist. Die bisher gewonnenen Kunden des Clubs erhielten jedoch weiterhin die ihnen zugesagten Leistungen.

Mit dem im Oktober 2010 gegründeten Club wollte Kofler sein Geschäft mit Energiedienstleistungen auf private Verbraucher ausweiten. Der als Aktiengesellschaft organisierte Club versprach Hausbesitzern oder Mietern die Einsparung von durchschnittlich tausend Euro an Energiekosten binnen zwei Jahren. Garantiert wurde eine Einsparung von mindestens 200 Euro. Da die Mitgliedschaft jährlich 75 Euro kostete, ergab sich somit in jedem Fall ein Gewinn von 50 Euro in den beiden ersten Jahren der Mitgliedschaft.

Marktschreierische Werbung überzeugte Verbraucher nicht

Auf seiner Internet-Seite lockte der Club mit einem "Energiesparcheck", der aus äußerst kargen Daten eine üppige Einsparung an Energiekosten errechnete. Zum Beispiel erfuhr hier der Mieter oder Eigentümer einer gasbeheizten Wohnung des Baujahrs 1978 mit einer Fläche von 100 Quadratmetern, daß er jährlich 215 Euro beim Strom und 392 Euro beim Gas sparen könne. Dabei wurde nicht einmal nach der tatsächlichen Höhe der Strom- und Gaskosten gefragt.

Wenig vertrauenserweckend wirkte auch die aufwendige Werbekampagne mit Fernseh- und Kinospots. Beispielsweise wurde in diesen Spots die "Club-Satzung" mit Werbesprüchen vor einem verzückt-fanatischen Publikum entrollt, als handele es sich um die zehn Gebote. Dazu verkündete ein Einpeitscher im Stil von US-amerikanischen Erweckungspredigern die frohe Botschaft des Energiekostensparens (siehe Youtube). Der Spot wirkte wie eine Parodie auf dümmliche Energiespar-Kampagnen nach Art des Glühlampen-Verbots (101114).

Trotz oder gerade wegen dieser marktschreierischen Werbung ließ die Resonanz zu wünschen übrig. Jedenfalls begründet Kofler nun die Einstellung aller Aktivitäten damit, daß es dem Club "leider nicht gelungen ist, die deutschen Privathaushalte mit seinem Angebot für professionelles Energiesparen zu überzeugen". Die Marktakzeptanz der Geschäftsidee sei "weit hinter den Erwartungen" zurückgeblieben.

Im Februar 2010 gründete Kofler mit dem russischen Partner Andrej Lichatschow (rechts) ein Gemeinschaftsunternehmen zur Durchführung von Energieeffizienz-Maßnahmen in Rußland.
Pressefotos: Kofler Energies

Wieviele Mitglieder tatsächlich gewonnen wurden, ist auch auf Nachfrage nicht zu erfahren. Dabei gäbe es keinen Grund, daraus ein Geheimnis zu machen, da eine möglichst geringe Anzahl solcher "Altlasten" geschäftlich nur von Vorteil sein kann. Zweifel an der Darstellung scheinen deshalb angebracht. Möglicherweise hat Kofler inzwischen nochmals nachgerechnet und erkannt, daß seine Garantie-Versprechen erheblich mehr kosten als einbringen würden. In diesem Falle hätte er schnell noch die die Notbremse gezogen, bevor ihm jedes neue Club-Mitglied weitere Verluste beschert.

Frühere Manager von EnBW und RWE halfen dem Branchen-Neuling

Der 54-jährige Georg Kofler kommt nicht aus der Energiebranche, sondern war seit 1986 im Medienbereich tätig (Kirch-Gruppe, Pro Sieben, Kabel eins, N24, Verkaufssender HOT). Zuletzt leitete er von 2002 bis 2007 den Bezahlsender "Premiere" (heute "Sky"), den er trotz Pleite-Gerüchten und fragwürdiger Abonnenten-Zahlen erfolgreich an die Börse brachte. Mit rund hundert Millionen Euro aus diesen Fernsehgeschäften gründete er im Oktober 2007 eine Holding für neue Aktivitäten auf den Gebieten Maschinenbau, Energie und Freizeitsport. Zu dieser "Gruppe Georg Kofler GmbH" gehört die seit Mai 2008 tätige Kofler Energies AG, die sich als Energiedienstleister für Geschäftskunden auf die Senkung der Energiekosten in Gebäuden spezialisiert hat. Im Februar 2010 gründete die Kofler Energies AG mit einem russischen Partner sogar ein Gemeinschaftsunternehmen zur Erschließung des russischen Marktes für Energieeffizienz-Maßnahmen ("Aurora Energo Management" ). In Deutschland übernahm sie im Mai 2009 den Energiedienstleister Rhein-Ruhr Energie AG und machte daraus die Kofler Energies Power AG. Als Vorstände fungierten neben Kofler der frühere Chef der EnBW-Vertriebstochter Yello, Peter Vest (090715), und der frühere RWE-Manager Konrad Jerusalem (080517). Während Jerusalem die Energieeinsparung bei Geschäftskunden verantwortete, übernahm Vest die Leitung des im Oktober 2010 gegründeten "Kofler Energies Club" für Privatkunden. Wie es in der Mitteilung zur Beendigung der Club-Aktivitäten heißt, wird Vest nun "das Unternehmen in den kommenden Wochen im gegenseitigen Einvernehmen verlassen".

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