Februar 2011 |
110209 |
ENERGIE-CHRONIK |
Eine Manipulation der Rekordfahrt hält die Bundesregierung auch deshalb für ausgeschlossen, weil aus der blauen Kurve dieses GPS-Protokolls genau hervorgeht, wann und wo das Elektroauto mit welcher Geschwindigkeit unterwegs war. Links sieht man, wie das Fahrzeug etwa 60 Kilometer nach München in einen Stau geriet. Nach 323 Kilometern sank die Geschwindigkeit erneut auf Null, weil das Fahrzeug einen geplanten Halt am Rasthof Frankenwald einlegte. Als es dann kurz vor Berlin erneut zum Stillstand kam, hatte es die 600-Kilometer-Marke schon fast erreicht. Die grüne Kurve zeigt das Höhenprofil der durchfahrenen Landschaft. |
Die Bundesregierung hat keine Anhaltspunkte dafür, daß bei der Rekordfahrt eines Elektroautos über 600 Kilometer von München nach Berlin (110109) getrickst wurde. Dies ergibt sich aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Valerie Wilms und weiterer Mitglieder der grünen Bundestagsfraktion, die seit Anfang Februar vorliegt.
Das Bundeswirtschaftsministerium hatte den Bau des Rekordfahrzeugs mit 275.000 Euro unterstützt. Bei der Ankunft in Berlin war das Fahrzeug von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) begrüßt worden. Unklar blieb allerdings bis heute, auf welche Weise es der kleinen Berliner Firma DBM Energy gelungen sein könnte, mit einer Lithium-Polymer-Batterie eine solche Reichweite zu erzielen. Die Anfrage der Grünen bezog sich auf die "erheblichen Zweifel an der Seriosität des Langstreckenweltrekords für Elektroautos", wie sie beispielsweise die ADAC-Mitgliederzeitschrift "motorwelt" äußerte.
In ihrer Antwort verweist die Bundesregierung darauf, daß das Fahrzeug schon anläßlich des VDE-Kongresses am 8. und 9. November 2010 vorgestellt worden sei. Die Akku-Technik sei bei der Firma Papstar seit September 2010 bei Gabelstaplern im Dauereinsatz und funktioniere nach Angaben des Unternehmens bislang reibungslos. Die Rekordfahrt habe in Begleitung von 20 bis 30 Personen als Augenzeugen stattgefunden, unter denen sich auch Vertreter des Ministeriums befanden. Acht Personenschützer hätten sich immer in Sichtweite des Fahrzeugs befunden. Daß der bestellte Notar kurzfristig abgesagt hatte, schmälere die Beweiskraft nicht, weil dessen Aussage rechtlich nicht höher zu werten sei als die eines sonstigen Augenzeugen. Unabhängig davon existiere ein lückenloses GPS-Protokoll, aus dem exakt hervorgehe, wann und wo das Fahrzeug mit welcher Geschwindigkeit unterwegs war (siehe Grafik). Ein unbeobachtetes Nachladen der Batterie oder andere Manipulationen könnten deshalb ausgeschlossen werden.
Auf Wunsch des Wirtschaftsministeriums prüfe die Bundesanstalt für Materialsicherheit und -forschung (BAM) seit 17. Januar die Sicherheit der von der Firma DBM Energy verwendeten Lithium-Metall-Polymer-Technik. Auf der Grundlage von weltweit akzeptierten Standard-Prüfmethoden für Lithium-Ionen-Speicher seien acht Einzeltests vorgesehen: Höhensimulation, thermische Prüfung, Schwingungstest, Schlagtest, äußerer Kurzschluß, Aufprall-Test, Überladung und erzwungene Entladung. Zusätzlich werde die BAM die Crash-Sicherheit und das Brandverhalten der Zellen bei Unterfeuerung untersuchen. In den nächsten Monaten seien darüber hinaus weitere Tests mit einem kompletten Fahrzeug-Akku geplant.
Die Bundesregierung bestätigte ferner, daß das Rekordfahrzeug durch einen Brand vernichtet wurde, der in der Nacht vom 11. zum 12. Dezember in der Lagerhalle ausbrach. Die Firma DBM Energy baue inzwischen ein Ersatzfahrzeug. Ende Februar werde das Prüfunternehmen Dekra mit diesem Fahrzeug einen weiteren Reichweiten-Test durchführen, der ursprünglich schon für Dezember geplant war, aber durch den Brand verhindert wurde.