September 2010 |
100909 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der russische Staatskonzern Gazprom läßt nicht locker in seinen Bemühungen, auch ein deutsches Energieunternehmen als Partner für die Gas-Pipeline "South Stream" zu gewinnen. Im Juli versuchte er, ausgerechnet den RWE-Konzern ins Boot zu holen, der sich seit mehr als zwei Jahren im konkurrierenden Projekt "Nabucco" engagiert hat (080206). Nachdem daraus nichts wurde, berichteten russische und deutsche Medien im September über entsprechende Verhandlungen mit dem Chemiekonzern BASF, der gemeinsam mit E.ON, Gasunie und GDF Suez bereits zu den Minderheitspartnern der Gazprom beim Bau der Ostsee-Pipeline "Nord Stream" zählt (100601).
Am 12. Juli hatte RWE bestätigt, von Gazprom das Angebot einer Beteiligung an "South Stream" erhalten zu haben. Man werde dieses Angebot prüfen, wie jedes andere auch. Unter der Überschrift "RWE hält am Nabucco-Pipelineprojekt fest" stellte der Konzern jedoch klar, daß seine Beteiligung an diesem Projekt "definitiv prioritär bleibt, weil Nabucco bestmöglich die Investitionskriterien von RWE erfüllt und am besten zu den laufenden Konzernprojekten in Europa, der kaspischen Region und der Türkei paßt". Außerdem zeigte sich RWE am 6. September erfreut darüber, daß die Finanzierung des Projektes durch EU und Weltbank gesichert sei. Dies sei "ein weiteres klares Signal an die Lieferländer, daß Nabucco die volle politische Unterstützung in Europa und seitens der internationalen Gemeinschaft hat".
Das "Handelsblatt" (22.9.) will aus Branchenkreisen erfahren haben, daß Gazprom nach dieser Absage die BASF bzw. deren Tochter Wintershall eingeladen habe, sich an "South Stream" zu beteiligen. Bei der BASF sei man interessiert, überlege aber noch. Russischen Medienberichten zufolge sind die Verhandlungen bereits im fortgeschrittenen Stadium. Die Tageszeitung "Kommersant" berichtete, daß Gazprom eine Beteiligung in Höhe von zehn oder zwanzig Prozent angeboten habe. Indessen wollte keiner der Beteiligten die Kontakte offiziell bestätigen. Er wisse nichts von einem solchen Vorschlag, erklärte BASF-Pressesprecher Michael Grabicki und fügte hinzu: "Für uns steht der Ausbau der Förderung bei unseren Projekten in Rußland im Vordergrund."
An der Projektgesellschaft für "South Stream" sind bisher Gazprom und der italienische Staatskonzern ENI zu jeweils fünfzig Prozent beteiligt. Im Juni dieses Jahres vereinbarten Gazprom und die Electricité de France außerdem den Einstieg des französischen Strommonopolisten mit einer Beteiligung von zwanzig Prozent (100601). Anscheinend hatte Gazprom die geplante Abgabe von jeweils zehn Prozent an den neuen Partner aber nicht mit ENI verbindlich abgesprochen. Jedenfalls wurde die Erweiterung des Aktionärskreises bis heute nicht vollzogen. Dem Vernehmen nach streiten sich Gazprom und ENI sowohl über die Größe des an die EDF abzugebenden Pakets als auch über dessen Aufteilung.