Dezember 2009 |
091208 |
ENERGIE-CHRONIK |
An der Wiener Börse hat am 11. Dezember die CEGH Gas Exchange die Handelsaktivitäten als Gasbörse aufgenommen. Alleineigentümer des Unternehmens ist vorläufig der Energiekonzern OMV. Aufgrund eines Kooperationsabkommens, das OMV und Gazprom im Januar 2008 unterzeichneten, sollen die Russen zur Hälfte beteiligt werden (zu 30 Prozent über Gazprom Germania und zu 20 Prozent über die Gashandelsfirma Centrex). Außerdem soll die Wiener Börse 20 Prozent übernehmen, so daß OMV noch 30 Prozent verbleiben. Die dafür erforderlichen Genehmigungen aufgrund des österreichischen Börsengesetzes und der europäischen Zusammenschlußkontrolle wurden aber bisher nicht erteilt. Deshalb startet OMV die Gasbörse erst mal im Alleingang und will Gazprom nachträglich einbeziehen.
Die neue Gasbörse hat gute Aussichten, dem vor zweieinhalb Jahren eröffneten Gashandel an der Leipziger EEX (070707) den Rang abzulaufen, der eher schleppend verläuft. Das Verhältnis der beiden Handelsplätze ist offiziell aber eher von Kooperation als Konkurrenz geprägt. Die finanzielle Abwicklung und das Clearing der in Wien gehandelten Gasmengen übernimmt die EEX-Tochter European Commodity Clearing AG (ECC) in Leipzig. Der EEX-Vorstandsvorsitzende Hans-Bernd Menzel vertrat die Ansicht, daß die Kooperation mit der CEHG auch die Attraktivität des Gashandels an der EEX erhöhen werde.
Die neue Wiener Gasbörse entstand aus der österreichischen Gas-Drehscheibe des Central European Gas Hub (CEGH). Diese Tochter der OMV Gas & Power GmbH stellt internationalen Gasunternehmen eine Handelsplattform in Baumgarten und an anderen Grenzpunkten des österreichischen Netzes zur Verfügung. Die an der neuen Wiener Gasbörse vereinbarten physischen Lieferungen finden ebenfalls über die Verteilerpunkte des CEGH statt.
Gazprom und OMV hatten bereits im Mai 2007 einen Einstieg der Russen bei der österreichischen Gas-Drehscheibe und deren gemeinsamen Ausbau zum zum größten Gashub Kontinentaleuropas vereinbart (070507). Im November 2008 verständigten sie sich zusätzlich auf die Errichtung einer zentraleuropäischen Gasbörse mit Spot- und Terminmarkt. Der Terminhandel soll im kommenden Jahr aufgenommen werden.