August 2009

090805

ENERGIE-CHRONIK



Die Wärmepumpe (rot) ist inzwischen die wichtigste Alternative zu einer Gasheizung (blau), gefolgt von Fernwärme (orange) und "sonstigen" Heizungsarten (grün). Das Heizöl (braun) spielt bei neuen Wohnungen mit zwei Prozent eine ähnlich kümmerliche Rolle wie die Direktheizung mit Strom (gelb). Da Wärmepumpen in aller Regel elektrisch betrieben werden, ist der Anteil des Stroms an diesem Sektor des Wärmemarkts aber weit größer, als die Grafik auf den ersten Blick vermuten läßt.

Mehr Wärmepumpen und weniger Gasheizungen bei neuen Wohnungen

Erdgas dominiert noch immer klar bei der Wohnraumbeheizung, hat inzwischen aber in diesem Sektor der Wärmewirtschaft den Höhepunkt der Nachfrage überschritten. Dies geht aus noch nicht veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor, die der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft in der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen am 30./31. Juli präsentierte (siehe Grafik 1). Demnach wurden im ersten Halbjahr 2009 nur noch 51 Prozent der neuen Wohnräume mit Gasheizungen ausgestattet, während es im Jahr 2000 noch 76,7 Prozent waren. Zugleich wurden Wärmepumpen dreißigmal häufiger verwendet, und der Einsatz von Fernwärme hat sich mehr als verdoppelt. Zugenommen haben ferner "sonstige" Arten der Beheizung, worunter vor allem Holz und andere nachwachsende Brennstoffe zu verstehen sind. Die Heizung mit Öl, die in der alten Bundesrepublik lange Zeit führend war, spielt dagegen kaum noch eine Rolle: Mit gerade zwei Prozent fristet sie inzwischen bei neuen Wohnräumen ein ähnlich kümmerliches Dasein wie die Direktheizung mit Strom, die seit Jahren um ein Prozent pendelt.

Das Thüringer Landesamt für Statistik stellte in seinem Bereich denselben Trend fest: Wie es am 28. Juli mitteilte, wurden 2008 nur noch bei der Hälfte der neuen Häuser Gasheizungen eingebaut, während 2003 dieser Anteil 74 Prozent betrug. Im selben Zeitraum erhöhte sich der Anteil der Wärmepumpe von vier auf 33 Prozent. Die Baugenehmigungen des Jahres 2008 lassen sogar erwarten, daß die Wärmepumpe denselben Anteil wie Gas erreicht (je 44 Prozent). Ölheizungen haben bei Neubauprojekten weiter an Bedeutung verloren. Sonstige Beheizungsarten – dazu gehören erneuerbare Energien wie Biogas/Biomasse und Holz – konnten in den letzten fünf Jahren eine Zunahme von 1 auf 4 Prozent verzeichnen. Koks und Kohle sowie Solarenergie haben einen Anteil von jeweils unter einem Prozent.

Niedrigenergie-Vorschriften begünstigen Wärmepumpe

Der überall zu beobachtende Vormarsch der Wärmepumpe ist vor allem eine Folge der mehrfach verschärften Vorschriften zur Wärmedämmung von Neubauten: Je geringer der Restbedarf an Heizenergie ist, umso wirtschaftlicher wird die Wärmepumpe, die Umgebungswärme auf ein höheres Energieniveau hebt und damit für Heizzwecke verwendbar macht. Theoretisch können Wärmepumpen auf verschiedene Weise angetrieben werden, zum Beispiel mit Diesel- oder Gasmotoren. In aller Regel ist Strom jedoch die sinnvollste und wirtschaftlichste Lösung. Die Stromwirtschaft propagiert deshalb schon seit Jahren Niedrigenergiehäuser mit Wärmepumpen, möglichst mit kontrollierter Be- und Entlüftung und Wärmerückgewinnung, denn auch dafür wird Strom benötigt.

Insgesamt verfügen Gas und Öl über einen Anteil von fast 80 Prozent bei der Wohnraumbeheizung


In den neuen Bundesländern werden noch immer wesentlich mehr Wohnungen mit Fernwärme beheizt als im Westen. Die Beheizung mit Kohle-Öfen, die für Altbauwohnungen der ehemaligen DDR typisch war, hat dagegen stark abgenommen und betrug 2006 nur noch drei Prozent.

Laut "Datenreport 2008" des Statistischen Bundesamtes spielt Gas bei der Wohnungsheizung in Deutschland die wichtigste Rolle: 49 Prozent der Wohnungen wurden 2006 mit Gas beheizt, gefolgt von Heizöl (30 Prozent). Erneuerbare Energien wie Holz, Sonnenenergie oder eine Wärmepumpe sorgten nur bei insgesamt drei Prozent der Wohnungen für die nötige Wärme. Hinter diesen drei Prozent verbarg sich allerdings ein sehr geringes Ausgangsniveau: Im Vergleich mit 1998 hatte sich 2006 der Anteil der Wohnungen, die auf diese Weise beheizt werden, fast verdreifacht. Insbesondere im Osten befanden sich die erneuerbaren Energien bei der Wohnraumheizung auf dem Vormarsch.

Der Anteil der Wohnungen, die mit Gas beheizt werden, lag im Osten Deutschlands mit 45 Prozent nur unwesentlich unter dem Anteil im Westen (50 Prozent). Dagegen wurden 34 Prozent aller westdeutschen Wohnungen mit Öl beheizt, aber nur 18 Prozent aller ostdeutschen (siehe Grafik 2).

Im Osten mehr Fernwärme

Der deutlichste Unterschied in der Beheizung der Wohnungen zwischen West und Ost ist die weite Verbreitung der Fernheizung im Osten. Die Versorgung mit Fernwärme aus zentralen Heizkraftwerken stellte insbesondere in den DDR-Plattenbau-Großsiedlungen der 1960er und 1970er Jahre die übliche Art der Heizung dar. Entsprechend verfügten 30 Prozent der Wohnungen im Osten über eine Fernheizung, während im Westen die Fernwärme nur eine untergeordnete Rolle spielte (9 Prozent).

Die Zahl der Wohnungen, die mit Einzel- oder Mehrraumöfen (dazu zählen auch Nachtspeicherheizungen) beheizt werden, hat seit 1998 am stärksten abgenommen: von 4,4 Millionen Wohnungen im Jahr 1998 auf 2,8 Millionen Wohnungen 2006. Das entspricht einer Abnahme um 37 Prozent. Im Osten war dies in noch stärkerem Maße zu beobachten: Wurden dort 1998 noch knapp 1,1 Millionen Wohnungen mit Einzel- oder Mehrraumöfen beheizt, waren es 2006 nur noch 454.000, also fast 60 Prozent weniger. Gleichzeitig gab es bei Block- oder Zentralheizungen vor allem in den neuen Ländern den stärksten Zuwachs (um 59 Prozent von 2,7 auf 4,3 Millionen Wohnungen).

Bei der Heizenergie ist in Ost und West ein unterschiedlicher Trend erkennbar: Während im früheren Bundesgebiet der Trend weg vom Öl, hin zu Gas oder auch zu erneuerbaren Energien ging, war in den neuen Ländern eine deutliche Zunahme der Brennstoffe Gas, Heizöl und auch Strom zu verzeichnen. Dafür hat im Osten seit 1998 die Beheizung mit Kohle um 75 Prozent abgenommen.