November 2008 |
081109 |
ENERGIE-CHRONIK |
Mit diesem kernigen Trio wirbt RWE für den neuen "ProKlimaTarif" aus Atomstrom |
RWE bietet seit 15. November bundesweit einen "ProKlimaTarif" an, der Preisstabilität bis Ende 2011 garantiert und eine "nahezu CO2-freie" Stromerzeugung verspricht. Im Unterschied zu herkömmlichen "Ökostrom"-Angeboten gründet er dieses Versprechen aber nicht auf erneuerbare Energiequellen, sondern hauptsächlich auf Strom aus Kernkraftwerken: "Nach Abzug der Strommengen aus dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz setzt sich die verbleibende Menge zu 68 Prozent aus Kernkraft und zu 32 Prozent aus Wasserkraft zusammen", heißt es in den Angaben zur Stromkennzeichnung.
Im Bereich der RWE-Regionalversorger zahlen Haushaltskunden mit dem "ProKlimaTarif 2011" üblicherweise einen Arbeitspreis von 21,90 Cent/kWh und einem Grundpreis von 92,82 Euro jährlich. Abweichend davon verlangt die RWE-Tochter enviaM 23,17 Cent/kWh bei einem Grundpreis von 80,00 Euro jährlich. Nochmals andere Preise ergeben sich für Kunden im Bereich der Süwag oder außerhalb des RWE-Versorgungsgebiets.
RWE bewirbt das neue Produkt in TV, Rundfunk, Print- und Onlinemedien. Im Mittelpunkt der Kampagnen steht die Band "Trio", die das Leistungsmerkmal der dreijährigen Preissicherheit symbolisieren soll, aber etwas mafiös und somit nicht gerade vertrauenserweckend wirkt (siehe Abbildung).
Unterstützt wird die Kampagne zudem durch Erhöhungen anderer Tarife. Den Anfang macht die enviaM, die ab 1. Januar 2009 den Verbrauchspreis für Privatkunden in der Grundversorgung um 2,02 Cent auf 22,93 Cent je Kilowattstunde erhöht. Das sind 8,81 Prozent mehr und nur 0,24 Cent/kWh weniger, als der "ProKlimaTarif" mit Preisgarantie bis Ende 2011 bei gleichem Grundpreis kostet.
Wie andere Formen des "Ökostrom"-Marketings basiert auch das RWE-Angebot letzten Endes nur auf rechnerischen Manipulationen mit dem vorhandenen Strom-Mix, die durch "Zertifikate" veredelt werden. Neu ist aber die Ungeniertheit, mit der hier ein führender Betreiber von Kernkraftwerken in die Offensive geht. Bisher beschränkten sich die Kernkraftwerksbetreiber darauf, sich selber in Anzeigenkampagnen als "Deutschlands ungeliebte Klimaschützer" zu bewehleiden oder irgendwelche PR-Veranstaltungen wie den von der EnBW erfundenen "Deutschen Klimakongreß" (071014) durchzuführen. Den Begriff "Ökostrom" für Kernenergie zu okkupieren - und sei es auch nur indirekt in Form eines "Klimaschutz-Tarifs" - traute sich bisher noch keiner. Denn die Ökostrom-Angebote leben traditionell ebenso von der Ablehnung fossiler Kraftwerke wie von der Abneigung gegen Kernenergie. Mit seinem "ProKlimaTarif 2011" setzt RWE neue Maßstäbe auf diesem Gebiet des Marketings, auf dem bereits viel Unfug stattfindet.