Februar 2007

070211

ENERGIE-CHRONIK


RWE baut neues Wasserkraftwerk am Hochrhein

Die Rheinkraftwerk Albbruck-Dogern AG (RADAG) errichtet für rund 70 Millionen Euro ein neues Wasserkraftwerk am Hochrhein, das die bereits vorhandene Staustufe zwischen Dogern und Leibstadt zusätzlich nutzt. Wie RWE Power am 9. Februar mitteilte, gab der Aufsichtsrat der RADAG dem Projekt seine Zustimmung. Die RADAG gehört zu 77 Prozent RWE Power. Die restlichen Anteilseigner sind die Schweizer Unternehmen AEW Energie AG und Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg AG sowie die EnBW-Tochter Energiedienst Holding AG.

Das 1934 fertiggestellte Kraftwerk Albbruck Dogern befindet sich am Ende eines 3,5 Kilometer langen Kanals, dessen Wasser über ein 150 Meter breites Wehr vom Hochrhein abgezweigt wird. Das parallel zum Kanal verlaufende Flußbett erhält deshalb normalerweise nur wenig Wasser. Die auf 83 Jahre erteilte Konzession wäre im Jahre 2012 ausgelaufen. Bei der Erneuerung des Nutzungsrechts im Jahre 2003 – es gilt jetzt bis 2072 – war die RADAG von den deutschen und schweizerischen Behörden zum Ausbau des bestehenden Kraftwerks sowie zum Ausgleich nachteiliger Auswirkungen des Kraftwerksbetriebs auf die Umwelt verpflichtet worden. Das neue Kraftwerk wird unmittelbar neben dem Wehr am schweizerischen Rheinufer errichtet. Seine Turbine hat ein Schluckvermögen von 300 Kubikmeter Wasser pro Sekunde und verbessert dadurch den Wasserstand im alten Flußbett neben dem Kraftwerkskanal erheblich, da bisher nur 3 bis 8 Kubikmeter pro Sekunde über das Wehr fließen.

Mit dem neuen Kraftwerk direkt hinter dem Wehr wird die Gesamtanlage Albbruck-Dogern ihre Leistung um etwa 24 auf 107,4 Megawatt steigern können und damit nach Ryburg-Schwörstadt (120 MW) das leistungsfähigste der insgesamt elf Grenzwasserkraftwerke am Hochrhein sein. Sie wird auch die neue Anlage in Rheinfelden übertreffen, die bis 2011 ans Netz gehen und eine Leistung von 100 MW erbringen soll (050710). Insgesamt erzeugen die elf Grenzwasserkraftwerke am Hochrhein jährlich etwa 4500 Gigawattstunden Strom, von denen rund 2500 der Schweiz zustehen (siehe Tabelle).

Der Stauraum des Kraftwerks Albbruck-Dogern ist seit 1953 über einen 9,5 Kilometer langen Stollen mit dem Schluchseewerk der Energie Baden-Württemberg (EnBW) verbunden und dient diesem als Unterbecken für den Pumpspeicherbetrieb. Ein weiteres Pumpspeicherkraftwerk der EnBW, das Hotzenwaldwerk, nutzt seit den sechziger Jahren die Stauräume der Kraftwerke Säckingen und Ryburg-Schwörstadt als Unterbecken.

Die 120 Kilometer lange Hochrheinstrecke zwischen Schaffhausen und Basel hat ein Gefälle von 140 Höhenmetern. Aufgrund einer 1922 getroffenen Vereinbarung zwischen Deutschland und der Schweiz wurde sie in insgesamt zwölf Staustufen aufgegliedert, an denen in den folgenden Jahrzehnten – zusätzlich zu den bereits vorhandenen Anlagen bei Rheinfelden, Laufenburg und Eglisau – die anderen acht Wasserkraftwerke entstanden. Unverwirklicht blieb lediglich die zwölfte Staustufe bei Koblenz-Kadelnburg. Hier wurden 1966 die bereits begonnenen Bauarbeiten eingestellt, weil damals die Stromerzeugung durch Kernkraftwerke günstiger erschien. Die als "Koblenzer Laufen" bezeichneten Stromschnellen sind deshalb einer der wenigen naturnahen Abschnitte des Hochrheins geblieben und – abgesehen vom Rheinfall bei Schaffhausen - der einzige Katarakt des Hochrheins, der nicht im kilometerlangen Rückstau eines Wasserkraftwerks versank.

Die elf Grenzwasserkraftwerke am Hochrhein

Stufe Name Bauzeit Reihenfolge der Inbetriebnahme Installierte Turbinenleistung in MW Durchschnittliche Stromerzeugung pro Jahr in GWh
1 Schaffhausen 1960-1963 10 29 168
2 Rheinau 1951-1956 9 37 237
3 Eglisau 1914-1919 4 34 240
4 Reckingen 1939-1941 7 39 234
5 Albbruck-Dogern 1929-1934 6 85 569
6 Laufenburg 1908-1914 3 110 630
7 Säckingen 1961-1966 11 74 492
8 Ryburg-Schwörstadt 1928-1931 5 120 760
9 Rheinfelden 1894-1898 1 26 185
10 Augst-Whylen 1907-1912 2 73 405
11 Birsfelden 1950-1954 8 100 555
        727 4475