Dezember 2006 |
061222 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat am 16. Dezember bei der ZDF-Hilfsaktion "Ein Herz für Kinder" einen mit Bleistift bekritzelten Zettel für eine Million Euro ersteigert. Es handelt sich um den "Spickzettel", den der Torwart der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Jens Lehmann, beim WM-Viertelfinale gegen Argentinien benutzt hatte, um sich über gegnerische Torschützen und deren Eigenheiten zu informieren. Die EnBW will das Papier dem Haus der Geschichte in Bonn als Dauerleihgabe überlassen.
Als reale Gegenleistung erhielt die EnBW einen kostenlosen Auftritt in der Spenden-Gala des ZDF: Torhüter Lehmann überreichte das Stück Papier auf einem roten Samtkissen persönlich dem EnBW-Arbeitsdirektor Bernhard Beck und dem Vorstandsvorsitzenden Utz Claassen.
Vor allem im eigenen Versorgungsgebiet der EnBW zeigten die Stromverbraucher wenig Verständnis für diese Art von Wohltätigkeit und Fußball-Begeisterung. Stattdessen empörten sie sich, wie hier mit dem Geld umgegangen werde, das ihnen die EnBW durch überhöhte Strompreise abgeknöpft habe. "Und nun verhöhnt der bornierte und mediengeile Claassen die abgemolkenen Verbraucher, indem er gönnerhaft mit Millionen um sich wirft!" hieß es beispielsweise in einer Leserzuschrift an die "Stuttgarter Nachrichten".
Politiker gingen ebenfalls auf Distanz: "Ich glaube, dass die EnBW schon bessere
Ausgaben getätigt hat", ließ sich Ministerpräsident Günther
Oettinger (CDU) vernehmen. Und der grüne Landtagsabgeordnete Franz Untersteller
mokierte sich: "Die EnBW hat seit dem Jahr 2000 die Strompreise um 45 Prozent
erhöht. Da versteht man auch, warum man plötzlich eine Million Euro übrig
hat, um Spickzettel von Torhütern zu ersteigern."