September 2006 |
060912 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) veranstaltete am 20. und 21. September in Berlin den "1. Deutschen Klimakongreß". Prominenteste Gastredner waren der US-Ökonom Jeremy Rifkin und der Meteorologe Mojib Latif. Zu Beginn lobte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) den EnBW-Chef Utz Claassen als "Pfadfinder in Sachen Klimaschutz". Da die EnBW darauf verzichtet hatte, die Kernenergie als CO2-freie Energiequelle in den Vordergrund zu rücken, ging der Minister mit diesem Lob kein sonderliches Risiko ein.
Die zweitägige PR-Veranstaltung im Hotel Ritz-Carlton endete mit einem englischsprachigen Papier ("Berlin Declaration"), das die Halbierung des weltweiten CO2-Ausstoßes bis 2050 fordert, um die weltweite Erhöhung der Temperatur auf maximal zwei Grad zu begrenzen. Als erster Schritt sei die Bildung einer deutschen Klimagruppe aus Vertretern von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft vorgesehen, die Maßnahmen für eine klimaverträglichere Energiepolitik entwickeln soll. Ob dieses Gremium ebenfalls von der EnBW organisiert und finanziert wird, ging aus dem Text nicht hervor.
Die "Süddeutsche Zeitung" (21.9.) verwies darauf, daß die
EnBW - im Unterschied zu den drei anderen deutschen Großstromerzeugern - über
keine eigene Basis an fossilen Energieträgern verfügt. Der von ihr organisierte
"1. Deutsche Klimakongreß" sei vor diesem Hintergrund ein "Meisterstück
des strategischen Lobbyismus" mit der Kernenergie als "versteckter Agenda".