April 2005 |
050406 |
ENERGIE-CHRONIK |
RAG-Chef Werner Müller will seinem umstrittenen Plan zur Errichtung eines neuen Steinkohle-Bergwerks (040912) schärfere Konturen verleihen, indem er zumindest die auf rund sechs Millionen Euro veranschlagten Kosten für das Genehmigungsverfahren riskiert. Am 20. April teilte die zum Konzern gehörige Deutsche Steinkohle AG (DSK) mit, daß in Abstimmung mit den zuständigen Behörden die notwendigen Antragsunterlagen für das förmliche Genehmigungsverfahren erarbeitet würden. Dabei gehe es um Gutachten, regionalplanerische und Rahmenbetriebsplanverfahren sowie Umweltverträglichkeitsprüfungen. Diese Verfahrensschritte würden etwa drei bis fünf Jahre dauern. Mit dem Betrieb der Zeche könne in acht bis zehn Jahren begonnen werden. Die endgültige Entscheidung für den Bau des neuen Bergwerks wird freilich erst nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens getroffen.
Aus Sicht der RAG würde sich das Projekt, das angesichts der allgemeinen Lage des deutschen Steinkohlebergbaues zunächst wie ein Schildbürgerstreich anmutet, wegen der rasant gestiegenen Weltmarktpreise für Koks dennoch rentieren. Nach Angaben des DSK-Vorstandsvorsitzenden Bernd Tönjes könnte das geplante Bergwerk "Donar" nördlich von Hamm jährlich drei Millionen Tonnen Kokskohle fördern. Der Preis des daraus gewonnenen Kokses werde "deutlich unter dem prognostizierten Weltmarktpreis" liegen. Derzeit koste Koks aus China inklusive Fracht bis zu 300 US-Dollar. Mit Indien stehe ein weiteres Riesenreich vor einem anhaltenden Wirtschaftsaufschwung. Ein Rückfall auf das alte Preisniveau könne deshalb langfristig ausgeschlossen werden.
Da die Vertreter der öffentlichen Hand nicht bereit sind, auf Müllers Vorschlag einer staatlichen Vorfinanzierung einzugehen, will die RAG das Bergwerk Donar nun durch private Investoren finanzieren lassen. "Bei dem derzeitigen internationalen Preisniveau für Kokskohle und Koks sowie den prognostizierten Entwicklungen ist das Projekt für Investoren attraktiv", meinte DSK-Chef Tönjes. Obwohl die endgültige Entscheidung erst nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens getroffen werden könne, sei aus heutiger Sicht der Einstieg in das Genehmigungsverfahren zwingend erforderlich. Das Bergwerk werde 2500 Arbeitsplätze schaffen.