Mai 2004 |
040503 |
ENERGIE-CHRONIK |
Das französische Kabinett verabschiedete am 5. Mai den Entwurf eines Energiegesetzes, das die Erneuerung des französischen Kernenergie-Kraftwerksparks auf Basis des "Europäischen Druckwasserreaktors" (EPR) vorsieht. Ein Termin und ein Ort für die Errichtung des ersten EPR in Frankreich werden nicht genannt. Die Regierung geht davon aus, daß mit dem Bau 2007 begonnen wird und die Inbetriebnahme 2012 erfolgt. Bis dahin würde die Hälfte der 58 französischen Reaktoren die ursprünglich vorgesehene Betriebszeit von dreißig Jahren erreicht bzw. überschritten haben. Die Regierung will jedoch die Betriebszeit auf vierzig Jahre verlängern, wie dies die "Electricité de France" (EDF) bereits in ihrer Bilanz praktiziert (031005), so daß die Erneuerung des nuklearen Kraftwerkparks größtenteils in den Jahren 2015 bis 2020 stattfinden würde.
In einer Sitzung der Nationalversammlung am 15. April begründete der Minister für Wirtschaft, Finanzen und Industrie, Nicolas Sarkozy, die Orientierung auf die Kernenergie mit dem Nichtvorhandensein einheimischer Öl- und Gasvorkommen und mit einer drohenden Veränderung des Weltklimas durch den Treibhauseffekt. Auch der Beitrag der erneuerbaren Energien zur französischen Stromerzeugung, der bisher fast ausschließlich aus Wasserkraft besteht, solle bis 2010 von 15 auf 21 Prozent gesteigert werden, wobei die Windkraft an erster Stelle stehe. Die erneuerbaren Energien blieben jedoch "eine Ergänzung und kein Ersatz" für die üblichen Techniken der Stromerzeugung. Bei der Erneuerung des Kraftwerksparks habe Frankreich deshalb nur die Wahl zwischen nuklearen und fossil befeuerten Wärmekraftwerken bzw. zwischen den Risiken der Kernkraft einerseits und den Risiken des Treibhauseffekts andererseits. Im Vergleich mit den heutigen Reaktoren sei der EPR zehnmal sicherer, um zehn Prozent billiger und erzeuge 15 bis 30 Prozent weniger Abfälle.
Der Minister bekräftigte die Absicht der Regierung, die Staatsbetriebe EDF und Gaz de France in privatrechtliche Gesellschaften umzuwandeln. Dies sei unerläßlich, um im liberalisierten europäischen Markt tätig zu werden. Dennoch würden EDF und Gaz de France niemals zu ganz normalen Unternehmen - wegen der Verbindung mit der Kernenergie, wegen der Versorgungssicherheit und wegen des "service public"-Gedankens. Sie würden auch nicht privatisiert. "Der Staat bleibt weitgehend Mehrheitsaktionär und wird weiterhin seine Führungsaufgabe wahrnehmen", versicherte Sarkozy. Zugleich werde der Staat beide Unternehmen mit hinreichenden finanziellen Mitteln ausstatten, damit sie "europäische Meister" werden könnten.