März 2004 |
040314 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Energie Baden-Württemberg verliert den relativ unbedeutenden, aber symbolträchtigen Auftrag zur Stromversorgung des Berliner Abgeordnetenhauses, den sie vor fünf Jahren gegen den Widerstand des örtlichen Stromlieferanten Bewag durchgesetzt hatte (990307). Ab 1. April wird der ehemalige Preußische Landtag wieder wie andere öffentliche Gebäude von der Bewag versorgt. Parlamentpräsident Walter Momper (SPD) traf diese Entscheidung bereits im November vorigen Jahres, obwohl der von der EnBW angebotene Anschlußvertrag langfristig billiger gewesen wäre. Hauptgrund für den Wechsel war der Energie-Mix der EnBW, der größtenteils aus Kernenergie besteht, wogegen die Bewag über keine Kernkraftwerke verfügt (Berl. Morgenpost, 22.3.)
Der alte Liefervertrag war mit dem seinerzeitigen
Parlamentspräsidenten Herwig Haase (CDU) vereinbart worden, wobei
sich die EnBW - quasi als Öko-Bonus - zur Errichtung einer 10-kW-Photovoltaikanlage
auf dem Dach des Abgeordnetenhauses verpflichtete. Anfang 2002 hatte die
Berliner Greenpeace-Gruppe gegen den Stromliefervertrag demonstriert und
den neuen Parlamentspräsident Momper aufgefordert, eine Koalitionsvereinbarung
zwischen SPD und PDS über den Bezug von "Ökostrom" für öffentliche
Gebäude auch für das Abgeordnetenhaus anzuwenden. Der von der
EnBW-Tochter Yello gelieferte Strom habe einen Kernkraftanteil von 55 Prozent
und stamme "aus den störanfälligen Atomkraftwerken Neckarwestheim,
Philippsburg und Obrigheim sowie französischen Atomkraftwerken".