September 2003 |
030915 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der französische Industriekonzern Alstom, der mehr als die Hälfte seines Umsatzes im Kraftwerksbau erzielt, konnte im September nur durch staatlichen Beistand vor dem Konkurs gerettet werden. Das Unternehmen hat fünf Milliarden Euro Schulden, von denen 1,8 Milliarden kurzfristig zurückgezahlt werden müssen. Im Geschäftsjahr 2002/2003 machte es einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 21,3 Milliarden Euro. Größter Verlustbringer war das Kraftwerksgeschäft mit einem Betriebsverlust von 690 Millionen Euro. Vor allem mit Gasturbinen hatte der Konzern kein Glück und mußte hohe Regreßforderungern wegen fehlerhafter Turbinen befriedigen. Schon im April 2003 vereinbarte er mit Siemens die sukzessive Abgabe des Geschäfts mit kleinen Gasturbinen (bis 15 MW), mittleren Gasturbinen (bis 50 MW) und industriellen Dampfturbinen (bis 100 MW) für insgesamt 1,1 Milliarden Euro. Außerdem stellt Alstom Hochgeschwindigkeitszüge und Kreuzfahrtschiffe her (Handelsblatt, 23.9.).
Zunächst wollte der französische Staat sich direkt mit 31,5 Prozent an dem notleidenden Unternehmen beteiligen. Aufgrund des Widerstands von EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti wurde dann eine andere Form der staatlichen Hilfe gewählt, die in einer Wandelanleihe von 300 Millionen Euro sowie Krediten in Höhe von 500 Millionen Euro besteht. Einschließlich des Engagements verschiedener Banken beläuft sich das Rettungspaket für Alstom auf 3,2 Milliarden Euro. Am dauerhaften Erfolg der Finanzspritze wird indessen gezweifelt. Neben jahrelangem Mißmanagement leidet Alsthom noch immer unter dem Aderlaß einer Sonderdividende von 1,2 Milliarden Euro, die sich die Eigentümer des Konzerns 1998 gewährt hatten.
Von den weltweit 110.000 Beschäftigten
des Konzerns arbeitet gut ein Viertel in Frankreich und ein Zehntel
in Deutschland. Hauptstandort in Deutschland ist Mannheim, wo
Alstom vor drei Jahren das Kraftwerksgeschäft des ABB-Konzerns
bzw. der früheren deutschen BBC übernommen hatte (
000420, 990323)
und derzeit die Streichung von weiteren 700 Arbeitsplätzen
plant.