Oktober 2002 |
021010 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der US-Energiekonzern Dynegy kämpft ums Überleben und will sich völlig aus dem Energiehandel zurückziehen. Der Aktienkurs des Unternehmens, der einst Spitzenwerte bis zu 47,20 Dollar erreichte und noch Ende vergangenen Jahres bei 25,20 Dollar lag, betrug am 17. Oktober nur noch 0,81 Dollar. Der Energiehandel bildete bisher das Hauptgeschäft. Künftig will sich Dynegy auf die Rolle als Independent Power Producer (IPP) und die Vermarktung des Stroms konzentrieren. Bereits im August konnte das Unternehmen die drohende Insolvenz nur durch den Verkauf seiner Gas-Pipeline "Northern Natural" abwenden (Börsen-Zeitung, 18.10. u. 16.8.)
Noch vor einem Jahr hatte Dynegy angeboten, den
angeschlagenen Enron-Konzern zu übernehmen, was aber vom rasanten
Kursverfall der Enron-Aktien durchkreuzt wurde (011115).
Damals begann auch der Niedergang des Unternehmens, das wie andere Stromhändler
durch den Enron-Skandal ins Zwielicht geriet (011210)
und von der Börsenaufsicht SEC der künstlichen Aufblähung
seines Handelsvolumens durch Scheingeschäfte verdächtigt wurde
(020501).
Zwei ehemals leitende Manager des Enron-Konzerns haben sich schuldig bekannt und bereit erklärt, mit den Behörden zusammenzuarbeiten, um die Machenschaften des Konzerns weiter aufzuklären. Der frühere Chef der Enron-Filiale in Portland (Oregon), Timothy Belden, gab jetzt vor einem Bundesgericht in San Francisco zu, die kalifornischen Stromhandelspreise manipuliert zu haben. Schon im August hatte der ehemalige Finanzmanager Michael J. Kopper mit den Strafverfolgern kooperiert und sich zur Rückzahlung von zwölf Millionen Dollar verpflichtet, die er durch die dubiosen Geschäfte bei Enron verdient hatte. Medienberichten zufolge will das US-Justizministerium insgesamt 23,6 Millionen Dollar beschlagnahmen, die sich der ehemalige Finanzchef Andrew Fastow und andere Enron-Manager angeeignet hatten. Außerdem will es Häuser beschlagnahmen, die Fastow und der früheren Enron-Anwältin Kristina Mordaunt gehören (Handelsblatt, 21.10.)