Mai 2002

020517

ENERGIE-CHRONIK


RWE mit Powerline-Technik nicht zufrieden

Auch bei RWE scheint das Interesse an der "Powerline"-Technologie zur Nutzung von Stromleitungen für Internet-Anschlüsse und andere anspruchsvolle Datenübertragungen nachzulassen. Laut "Handelsblatt" (24.5.) und "Neue Zürcher Zeitung" (25.5.) hält die RWE Powerline GmbH die von der Schweizer Firma Ascom gelieferten Module nicht für den Massenmarkt geeignet, weil sie störanfällig seien. RWE wolle das Projekt zwar nicht einstellen, führe aber zur Zeit Verhandlungen mit möglichen strategischen Partnern. Ein Ascom-Sprecher wies die Vorwürfe zurück und betonte, daß bereits mehrere zehntausend Module zur vollen Zufriedenheit der Kunden in Betrieb seien.

Problematisch scheint weiterhin die Einhaltung der Störfeldwerte zu sein, wie sie die im März vorigen Jahres verabschiedete Frequenzbereichszuweisungsplanungsverordnung (FreqBZPV) vorschreibt. Zur selben Zeit hatte sich der Siemens-Konzern überraschend aus der Powerline-Technik zurückgezogen und dies damit begründet, daß die Rahmenbedingungen der neuen Technologie zu ungewiß seien (010323). Zuvor hatte sich Nortel (DPL) und Bewag (DÜNE) mit ähnlicher Begründung von ihren Entwicklungen verabschiedet (000230). Die einzigen verbliebenen Technik-Anbieter sind die Schweizer Ascom und das israelische Unternehmen main.net. Das Interesse der Stromwirtschaft ist ebenfalls rückläufig. Im November 2001 stellte der E.ON-Konzern seine diesbezüglichen Aktivitäten ein (011213). Seitdem werden Powerline-Projekte nur noch von RWE (000230, 000421, 010323), der Mannheimer MVV (000333, 010219) und der Energie Baden-Württemberg (010323) vorangetrieben. RWE und EnBW bedienen sich der Technik von Ascom, während die MVV mit main.net zusammenarbeitet.

Neben weiter bestehenden technischen Problemen wird die Markteinführung der Powerline-Technologie in Deutschland vor allem dadurch erschwert, daß es hier bereits leistungsfähige Netze für Datenübertragung gibt. Dagegen könnte Powerline in unterentwickelten Ländern Asiens, Südamerikas oder Osteuropas, wo allenfalls das Stromnetz flächendeckend ist, gute Marktchancen haben.