Februar 2002 |
020210 |
ENERGIE-CHRONIK |
Zur Zeit gibt es keinen Interessenten, der die tschechische Stromwirtschaft für die von der Regierung verlangten sechs Milliarden Euro übernehmen möchte. Nach der italienischen Enel, die am 11. Februar ihren Rückzug bekanntgab, hat am 15. Februar auch die französische EDF abgewunken. Beide waren zuletzt die einzigen Bieter gewesen. Da beide Angebote die Regierung nicht befriedigt hatten, war die Ausschreibung erst bis 7. Januar und dann nochmals bis 28. Februar verlängert worden (siehe 011205).
Zum Verkauf stehen 67,7 Prozent der Aktien am Stromkonzern CEZ und an sechs regionalen Vertriebsgesellschaften. Die Enel bot etwa vier Milliarden Euro. Das Angebot der EDF betrug zuletzt sogar rund 6,6 Milliarden Euro, doch waren die Franzosen nicht bereit, bestimmte Auflagen wie die Produktion bestimmter Strommengen und Garantien für die Braunkohleverstromung zu akzeptieren (Der Standard, 10.1.).
CEZ deckt mehr als drei Viertel des tschechischen Strombedarfs. Das Unternehmen besitzt zehn fossile Wärmekraftwerke, ein Kernkraftwerk (Dukovany) und 13 Wasserkraftanlagen. Außerdem verfügt CEZ über das Transportnetz und besorgt den Stromaustausch mit dem Ausland. Mit Ausnahme einiger Großunternehmen beliefert es aber keine Endkunden. Die Stromverteilung obliegt acht regionalen Stromunternehmen.
Aufgrund der geografischen Lage des Landes ist vor allem das tschechische Stromnetz für ausländische Investoren interessant. Die Regierung will allerdings das Transport- und Verteilnetz nur im Paket mit den Kraftwerken verkaufen. Und hier wird die Attraktivität des Angebots entscheidend durch das pannenträchtige Kernkraftwerk Temelin (020110) beeinträchtigt, dessen erster Block sich derzeit im Probebetrieb befindet und im Februar erneut außerplanmäßig wegen einer Störung abgeschaltet werden mußte..
Vermutlich werden die Verkaufsverhandlungen erst wieder von der nächsten Prager Regierung aufgenommen, die aus den für Mai oder Juni geplanten Parlamentswahlen hervorgehen wird.