Juli 2001 |
010701 |
ENERGIE-CHRONIK |
Zum Jahreswechsel 2001/2002 übernimmt die E.ON AG im Zuge einer Kapitalerhöhung 51 Prozent an der Gelsenberg AG, die ihrerseits 22,5 Prozent an der Ruhrgas AG hält. Im Gegenzug übernimmt die British Petrol (BP) 51 Prozent an der Veba Oel AG mit der Tankstellen-Kette Aral. Durch den Handel wird E.ON größter Anteilseigner an der Ruhrgas AG, während BP mit insgesamt 3500 Stationen zum größten deutschen Tankstellen-Betreiber aufrückt. Freilich muß das Geschäft erst noch von den Kartellbehörden genehmigt werden. Dabei ist zumindest mit Auflagen zu rechnen.
Bisher waren sowohl Gelsenberg als auch Aral hundertprozentige Töchter von BP bzw. Veba Oel. Für die jeweils 49 Prozent, die den bisherigen Eignern vorläufig noch verbleiben, wurden Verkaufsoptionen vereinbart, die ab Januar bzw. April nächsten Jahres ausgeübt werden können. Wie der E.ON-Konzern am 16.7. mitteilte, erhält er bei Nutzung aller Optionen außer den 25,5 Prozent an Ruhrgas einen Barausgleich von 400 Millionen Euro und die Rückzahlung von 1,9 Milliarden Euro Gesellschafterdarlehen. Der Ruhrgas-Anteil werde bei dem Handel mit 2,4 Milliarden Euro bewertet, der von Veba Oel mit 2,8 Milliarden Mark.
Der E.ON-Konzern verfügt neben der Gelsenberg AG über eine Option auf RWE-DEA-Aktien an der Ruhrgas, die durchgerechnet 3,4 Prozent beträgt. Damit kann er seine Beteiligung an Ruhrgas auf annähernd 30 Prozent erhöhen.
Es wird allgemein angenommen, daß E.ON die Beherrschung der Ruhrgas AG anstrebt. Indessen gibt es keine Bestätigung für Berichte, wonach der Konzern bereits mit der RAG Aktiengesellschaft (früher Ruhrkohle AG) und Thyssen-Krupp über deren Beteiligungen von 18 bzw. 4,6 Prozent verhandele. An der RAG sind E.ON und RWE annähernd gleichstark beteiligt. Das "Handelsblatt" (17.7.) hält es deshalb für möglich, daß sich E.ON für die Überlassung von Ruhrgas mit der Eingliederung der RAG-Tochter Steag AG in den RWE-Konzern erkenntlich zeigt (siehe 000514 u. 001209). Da die RAG stark von öffentlichen Geldern abhängig ist, ginge dies allerdings kaum ohne die Zustimmung der Bundesregierung.
Bisher hielt die E.ON AG durchgerechnet nur 0,2 Prozent am größten europäischen Gashändler, nachdem ihr Vorgänger Veba die Ruhrgas-Beteiligung im Jahre 1978 an die BP verkauft hatte. Der Rückkauf fügt sich in die seit 1999 verfolgten Hinwendung zum Kerngeschäft mit Energie (990325 u. 990507), die zeitgleich auch vom Konkurrenten RWE vorgenommen wurde (990506 u. 991022) und als letzte große Transaktion die Trennung von der Viag Interkom (010105) zur Folge hatte. RWE hatte im Zuge dieser Neuorientierung erst vor kurzem seine DEA-Tankstellen in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Shell eingebracht (010305).
Mit Veba Oel trennt sich E.ON von einer Tochter, die immer zum Kerngeschäft der Vorgänger-Gesellschaft Veba gehörte: Die Wurzeln reichen bis zu der 1873 gegründeten Hibernia zurück, die 1929 von der neu gegründeten Vereinigten Elektrizitäts- und Bergwerksgesellschaft (Veba) übernommen wurde. 1936 erzeugte Veba Oel das erste Benzin durch Hydrierung von Steinkohle (Leuna). Die von Veba Oel betriebene Tankstellenkette Aral verfügt über eine entsprechend große Tradition und ist in Deutschland Marktführer. BP will deshalb nicht nur den Markennamen beibehalten, sondern auch seine bisher 950 Stationen in Deutschland unter Aral firmieren lassen. Dagegen sollen die 450 Aral-Tankstellen im Ausland künftig unter der Marke BP geführt werden.